Neue Ergänzungen im „Raum der Namen“

Als zentraler Gedenkort der Landeshauptstadt Mainz für die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur verfolgen wir in unserem Haus das Ziel, die Erinnerung an alle vom NS-Regime Ausgegrenzten, Verfolgten und Ermordeten wachzuhalten. Dieser Erinnerungsarbeit widmen wir uns im Besonderen im „Raum der Namen“, dessen Gestaltung durch das Institut für Mediengestaltung der Hochschule Mainz unter der Leitung von Prof. Anja Stöffler und Prof. Dr. Annett Mehler-Bicher 2018 umgesetzt wurde.
Nun konnte der „Raum der Namen“ dank neuester Forschungsarbeiten um weitere Namen verfolgter Mainzer*innen ergänzt werden: Neben den Namen aller Mainzer Sinti*zze und aller jüdischen Mainzer*innen, die im Jahr 1940 und ab 1942 aus der Stadt deportiert und ermordet wurden, sowie den 453 Namen der Mainzer Opfer der sogenannten NS-‚Euthanasie‘ sind nun auch 35 Namen politisch Verfolgter Teil der Installation.
Die Installation wird nach und nach erweitert, um allen Opfergruppen einen zentralen Gedenkort in der Landeshauptstadt widmen zu können. Daher führt die Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“ fortwährend auch eigene Forschungsarbeiten durch und unterstützt darüber hinaus Forschungsvorhaben zur wissenschaftlichen Erschließung aller Opfergruppen aus Mainz. Der „Raum der Namen” ist so ein laufendes Projekt, mit dem das Haus des Erinnerns zu einer aktiven, lebendigen Erinnerungskultur beitragen sowie die hierfür notwendige wissenschaftliche Arbeit fördern möchte.

 

Rückblick: Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

2022 jährte sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 77. Mal. In Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945, ist der 27. Januar seit 1996 bundesweiter Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland.
Besonders dem Schicksal der ersten Deportationen und Ermordungen von südwestdeutschen Jüdinnen*Juden wurde in diesem Jahr mit einer Ausstellung im Foyer des Abgeordnetenhauses des rheinland-pfälzischen Landtags gedacht. Bereits im Oktober 1940 wurden mehr als 6.500 Jüdinnen*Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland mit den ersten planmäßig organisierten Sammeltransporten ins südfranzösische Gurs deportiert. Die Ausstellung „Gurs 1940. Die Deportation und Ermordung der südwestdeutschen Jüdinnen und Juden“ ist bis zum 11. Februar in Mainz zu sehen. Ab dem 14. September ist sie dann in der Gedenkstätte KZ Osthofen zu sehen.
Auch in diesem Jahr beteiligte sich unser Haus am vielfältigen Programm des Landtags Rheinland-Pfalz rund um den 27. Januar. So zeigten wir in unserem Haus die Ausstellung „‚Das Leben war jetzt draussen, und ich war dort drinnen.‘ Zwangsterilisation und Ermordung im Rahmen der NS-‚Euthanasie‘ und ihre Opfer in Mainz und Rheinhessen.“ Die Ausstellung gibt nicht nur einen Einblick in den allgemeinen historischen Kontext, sondern zeigt insbesondere dessen regionalhistorische Dimension auf und stellt Biografien von betroffenen Personen vor. Auf unserer Homepage erhalten Sie einen Einblick in die Ausstellung, die über unser Haus ausgeliehen und so auch an anderen Orten gezeigt werden kann. Im Sommer 2022 wird ein Begleitband zur Ausstellung im Wochenschau Verlag erscheinen.
Am 23. Januar wurde diese Ausstellung im Rahmen der Mainzer Erinnerungswochen der Initiative FC Ente Bagdad mit einem Vortragsabend im „Haus am Dom“ eröffnet. Renate Rosenau, die seit den 1990er-Jahren zu diesem Bereich forscht, führte in ihrem Vortrag in das komplexe Thema der NS-‚Euthanasie‘ ein, wobei sie immer wieder exemplarische Biografien mit einband. Auch Judith Sucher, pädagogische Leiterin der Gedenkstätte Hadamar, widmete sich am 28. Januar bei dem Vortragsabend „Gedenken, Forschen, Vermitteln. Zur Geschichte der Gedenkstätte Hadamar“ diesem Thema und gab einen Überblick über die Geschichte der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar sowie die heutige pädagogische Arbeit der Gedenkstätte. Besonders bewegend war hierbei die Darstellung verschiedener Biografien von Patient*innen aus Hadamar. Auf der Homepage von FC Ente Bagdad finden Sie einen Überblick über das vielfältige Veranstaltungsprogramm im Rahmen der Mainzer Erinnerungswochen sowie Nachberichte zu den beiden Vortragsabenden.

 

Wannsee-Konferenz vor 80 Jahren

Vor 80 Jahren erfolgte mit der sogenannten Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 die gezielte Planung der Deportationen, die die jüdische Bevölkerung Europas in die Vernichtungslager bringen sollten. Unter strengster Geheimhaltung besprachen die 15 Teilnehmer, Vertreter der SS, NSDAP und mehrerer Reichsministerien, die Organisation und Umsetzung der „Endlösung der Judenfrage“. Vorrangiges Ziel der Besprechung war die Aufteilung der Zuständigkeiten bei den Deportationen und die Einbindung verschiedener Institutionen in die Organisation des Völkermordes. Entgegen gelegentlicher Annahmen wurde auf der Wannsee-Konferenz also nicht die Ermordung der europäischen Jüdinnen*Juden beschlossen, sondern die Umsetzung der, bereits auf höherer politischer Ebene beschlossenen, Massenmorde. Rund 1.000 Jüdinnen*Juden aus Mainz und der näheren Umgebung wurden im März und September 1942 ebenfalls in Konzentrationslager deportiert. Nur wenige überlebten.
Auf unserer Homepage finden Sie weitere Informationen hierzu. In der ZDF-Mediathek kann neben Filmen und didaktischer Materialien, die unter Federführung unseres Vorstandsmitglieds Dr. Ralph Erbar erarbeitetet wurden, ab sofort auch eine eindrückliche Dokumentation über die Wannsee-Konferenz abgerufen werden.

 

Jugendforum Mainz: Digitale Treffen jeden 1. Montag im Monat

Wir laden euch herzlich zu den digitalen Treffen vom Jugendforum Mainz ein! Jeden 1. Montag im Monat treffen wir uns digital um 17 Uhr und tauschen uns über unsere Ideen für Mainz aus. Alle Interessierten zwischen vier und 27 Jahren sind herzlich willkommen.
Seit Oktober 2020 können sich Kinder und Jugendliche aus Mainz im Jugendforum des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“ engagieren. Auch eigene Projektideen und -wünsche können jederzeit bei den Treffen vorgestellt werden. Beim nächsten Treffen am 7. März sprechen wir unter anderem über unsere anstehenden Projekte und Social Media Kampagnen sowie die neuen Ideen des Jugendforums für Mainz. Anmeldungen und Anfragen können jederzeit per Instagram, Homepage oder Mail an jufo@haus-des-erinnerns-mainz.de gesendet werden. Wir freuen uns auf euch und eure Ideen!

 

Internationaler Bund Mainz: Neuer Actionbound zu lokalen Demokratieprojekten

Das Team der politischen Bildung des IB Mainz hat in den vergangenen Monaten mit dem Rundgang „Draußen vor deiner Tür – find your local resistance“ eine interaktive Stadtrallye für das Handy oder Tablet entwickelt. Ziel dieser Stadttour ist eine spielerische Auseinandersetzung mit interessanten Orten und Persönlichkeiten, die für Toleranz und Widerstand stehen.
Die Teilnehmenden partizipieren dabei an wichtigen gesellschaftlichen Bildungsinhalten und lernen darüber hinaus wichtige Vereine und Organisationen kennen und werden dazu aufgerufen, sich aktiv für Vielfalt und gegen Diskriminierung einzusetzen.
Auch das Jugendforum Mainz ist mit einer Station beim neuen Actionbound vertreten. Über die Actionbound-App kann das neue Angebot jederzeit kostenfrei abgerufen werden. Alle Informationen hierzu sowie zu der weiteren Arbeit des IB Mainz finden sich auf der offiziellen Instagram-Seite.