Haus des Erinnerns Newsletter 11/2022

 

Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“,

das Jahr neigt sich so langsam schon dem Ende, doch gerade im Rahmen der SchUM-Kulturtage, aber auch darüber hinaus, stehen bei uns noch einige Veranstaltungen an. Wir freuen uns, Ihnen heute erneut mehrere unserer Angebote vorzustellen.

 

Vortrag: Landsynagogen in Rheinhessen

Am Donnerstag, 3. November laden wir um 19 Uhr herzlich zum Vortrag von Wolfhard Klein zum Thema „Landsynagogen in Rheinhessen“ in die Synagoge Mainz-Weisenau ein. In den rheinhessischen Gemeinden, in denen Jüdinnen und Juden wohnten, waren die Synagogen Mittelpunkte des religiösen und gesellschaftlichen Lebens. Die meisten Synagogen wurden während des Novemberpogroms 1938 zerstört. Einige wenige, die der Zerstörung entgangen waren, wurden in den 1960er und 1970er Jahren abgerissen, andere gerieten in Vergessenheit. Aber es gibt erhaltene Rechnungsbücher der jüdischen Gemeinden, Korrespondenzen mit den zuständigen Kreisämtern und weitere Dokumente, etwa Baupläne, die es möglich machen, das Aussehen der Gebäude, ihre Einrichtung und das Gemeindeleben in den Dörfern zu rekonstruieren, bis hin zu den Namen der Gemeindevorstände, der Vorbeter und der jüdischen Lehrer. Die meisten Landsynagogen entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts, für Essenheim und Stadecken sind ältere Synagogen belegt.

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Präsentation des Forschungsprojektes „Rekonstruktion und Lokalisierung der privaten Kunstsammlung des Teppichhändlers Felix Ganz (1869–1944)“

Am Samstag dem 5. November stellt die deutsch-französische Kunsthistorikerin Nathalie Neumann um 18 Uhr im Haus des Erinnerns das Forschungsprojekt genauer vor. Zielsetzung des Projektes ist es, die Kunstsammlung des Mainzer Geschäftsmannes Felix Ganz (1869–1944) zu rekonstruieren. Von ihr fehlt fast jede Spur. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Erforschung des Netzwerkes von Felix Ganz, d. h. seiner Familie, Freunde sowie seiner geschäftlichen und administrativen Beziehungen, um den historischen Austausch von Informationen und/oder Objekten zu verstehen und zu rekonstruieren. Neben der Rekonstruktion der Kunstsammlung geht es auch um die Wiedergewinnung der Erinnerung an die assimilierte jüdische Familie Ganz und ihre vielfältigen Verflechtungen mit der Stadt Mainz. Das Projekt profitiert sowohl von den Recherchen des Urenkels Adam Ganz (London), der das Projekt maßgeblich unterstützt, als auch von den Ergebnissen des Provenienzprojektes, das in den Jahren 2017 bis 2019 im Landesmuseum Mainz realisiert wurde. Dort fanden sich verschiedene Möbelstücke und Kunstgegenstände aus dem Vorbesitz der Familie Felix Ganz.

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Schweigemarsch anlässlich des 9. November

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten im gesamten Deutschen Reich Synagogen, Geschäfte und Wohnungen jüdischer Menschen wurden zerstört, verwüstet und geplündert. In aller Öffentlichkeit, vor aller Augen, zerstörten die Nationalsozialisten und ihre Anhänger*innen – auch in Mainz – einen großen Teil jüdischen Lebens.

Wir gedenken und erinnern uns an die Pogromnacht 1938 und zugleich an die Massendeportationen der Mainzer Jüdinnen und Juden im Jahr 1942. Im Anschluss an eine Gedenkstunde in der Neuen Synagoge Mainz findet um 16.45 Uhr von dort aus ein Schweigemarsch zum ehemaligen Güterbahnhof statt. Um 17.45 Uhr gibt es eine Abschlussveranstaltung am zukünftigen Gedenkort „Deportationsrampe“ an der Mombacher Straße.

 

Weiterbildung für Lehrer*innen: Identität und Lokalität – Jüdisches Leben in Rheinland-Pfalz vor, während und nach der Shoa

In Kooperation mit dem Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung Rheinland-Pfalz, dem SchUM-Städte e.V. und Yad Vashem bieten wir am 16. und 17. November eine Weiterbildung für Lehrkräfte im Erbacher Hof an.

Jüdische Geschichte kann nicht auf den Holocaust reduziert werden. Nationalsozialismus und Shoa zu unterrichten und dabei die Jüdinnen*Juden lediglich als Opfer zu zeigen, wird dieser Geschichte nicht gerecht. Aber wie kann in der knappen Zeit, die in der Schule zur Verfügung steht, ein umfassenderes Bild vermittelt werden? Dieser Frage wird sich die Fortbildung widmen, indem exemplarisch entwickelte Unterrichtsmaterialien und Konzepte vorgestellt werden. So eröffnet sich die Möglichkeit, im forschenden Lernen Schüler*innen einen multiperspektivischen Blick auf die Geschichte (nicht nur) der Shoa zu vermitteln.

Interessierte können sich über diesen Link oder per Mail an kost@ilf.bildung-rp.de noch anmelden.

 

Filmvorführung und Diskussionsrunde: Kein Transit ins gelobte Land – Anna Seghers aus Mainz

Das filmische Porträt von Andreas Berg (SWR) versucht einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 20. Jahrhunderts und Mainzer Ehrenbürgerin gerecht zu werden. Im Anschluss an die Filmvorführung diskutiert unser Stiftungsvorsitzender Hans Berkessel mit dem Zeitzeugen Dr. Jörg Bilke sowie Andreas Berg. Dr. Jörg Bilke wurde von der Staatssicherheit verhaftet und später wegen „staatsgefährdender Hetze“ zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Spätherbst 1962 wurde Anna Seghers gebeten, sich für die Freilassung des damaligen Germanistik-Studenten aus Mainz einzusetzen. Am 4. Dezember 1962 erschienen drei MfS-Offiziere bei Anna Seghers. Das Protokoll dieses Gesprächs wurde Jörg Bilke erst vor kurzem von der Gauck-Behörde in Berlin zugesandt…

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung RLP, der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V. sowie der Jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen im Rahmen der diesjährigen SchUM-Kulturtage am 17. November um 18.30 Uhr im Synagogenzentrum Mainz statt. Über diesen Link oder per Mail an cornelia.dold@haus-des-erinnerns-mainz.de können Sie sich noch anmelden.