Haus des Erinnerns Newsletter NANU 11/2022

 

Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“,

im Zeitraum vom 15. November bis zum 9. Dezember zeigen wir in unserem Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz die Ausstellung „NANU? Geschlechtliche Vielfalt in der Pfalz. Gestern und heute.“, die durch ein Rahmenprogramm begleitet wird. Wir freuen uns, Ihnen mit diesem Newsletter einen Einblick in die begleitenden Veranstaltungen geben zu können.

Ausstellungseröffnung mit der Kuratorin Dr. Sabine Klapp

Am Dienstag, 15. November, wird um 18 Uhr im Haus des Erinnerns die Ausstellung „NANU? Geschlechtliche Vielfalt in der Pfalz. Gestern und heute.“ eröffnet.

Dr. Sabine Klapp, Direktorin des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie der Pfalzbibliothek Kaiserslautern ist eine der Kurator*innen der Ausstellung und führt in diese ein.

Es dauerte über einhundert Jahre, bis der 1872 eingeführte, menschenverachtende §175 StGB, der männliche Homosexualität kriminalisierte, im Jahre 1994 endgültig und ersatzlos gestrichen wurde. Seit 2017 gibt es die „Ehe für alle“. Außerdem wurden die früheren Verurteilungen schwuler Männer laut §175 StGB aufgehoben. Tausende homosexueller Justizopfer erfuhren damit eine späte Rehabilitation, teilweise auch eine Entschädigung. Die positive rechtliche Entwicklung entspricht jedoch noch nicht einer gesellschaftlichen Gleichstellung: Bis heute existieren in der Gesellschaft, den Medien und in der Schule aufgrund mangelnden Wissens vielfältige Vorurteile und unrealistische Vorstellungen vom Leben lesbischer, schwuler, bisexueller, trans- und intergeschlechtlicher Menschen. Die Themen „lesbisch-schwul-bi-trans-intergeschlechtlich-queer“ (LSBTIQ) erleben derzeit einen intensiven Diskurs. Jede Region hat dazu ihre eigene Geschichte, die jedoch bisher kaum erforscht ist.

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Filmvorführung mit anschließender Diskussion: „Der ‚Schwulenparagraf‘ – Geschichte einer Verfolgung“

Man nannte sie „die 175er“. Verhaftet wurden diese Männer direkt beim Liebesspiel, nicht selten am Arbeitsplatz, oder die Polizei holte sie von zu Hause ab. Ein paar Stunden später saßen sie oft schon in Haft, die Kündigung vom Arbeitgeber ließ meist nicht lange auf sich warten. Ihr begangenes Verbrechen: einvernehmlicher Sex unter erwachsenen Männern. Damit verstießen sie gegen den §175.

In diesem Film berichten Zeitzeugen davon – wie jemand, den die Polizei 1966 vom Postamt abgeführt hat, weil die Mutter seines Ex-Freundes ihn angeschwärzt hatte. Oder jemand, der im katholischen Franken mit einem amerikanischen Soldaten in flagranti erwischt wurde und deshalb im Jugendarrest landete. Sie alle sprechen über ihre Verhaftung, den Knast, ihre Angst, erwischt zu werden oder erpressbar zu sein, aber auch über ihren Wunsch, trotzdem ein selbstbewusstes schwules Leben zu führen. Sie lassen verstehen, wie lang und beschwerlich der Weg war von der damals verbotenen Sexualität und Heimlichkeit bis hin zur Schwulenehe heute.

Am Dienstag, 22. November, laden wir um 18 Uhr zur Filmvorführung mit anschließender Diskussion mit dem Filmautor Marco Giacopuzzi ins Haus des Erinnerns ein.

 

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Präsentation des Mainzer Forschungsprojektes: Gleichgeschlechtliche Liebe in Mainz 1933–1945

Den Abschluss unseres Rahmenprogramms bildet die Präsentation des Mainzer Forschungsprojektes durch einen Vortrag von Dr. Kirsten Plötz am Dienstag, 29. November, um 18 Uhr im Haus des Erinnerns.

Das NS-Regime versuchte die Menschen im Sinne seines totalitären Machtanspruchs aus der rassisch und nationalistisch definierten „Volksgemeinschaft“ auszugrenzen und dann zu vernichten, die nicht den absurden Vorgaben einer uniformen Gesellschaft entsprachen. Dazu gehörte auch die Unterdrückung und Auslöschung gleichgeschlechtlicher Liebe. Schon vor der Machtübernahme machte die NSDAP ihre Haltung unmissverständlich klar: „Wer an mannmännliche oder weibweibliche Liebe denkt, ist unser Feind. Alles, was unser Volk entmannt, zum Spielball seiner Feinde macht, lehnen wir ab. […] Wir verwerfen daher jede Unzucht, vor allem aber die mannmännliche Liebe.“

Den Spuren dieser „Auslöschung“ in Mainz geht das Forschungsprojekt nach, dessen Ergebnisse vorgestellt werden sollen.

 

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