Neue Studie: Bürger und ihre Demokratie in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und den USA
welche Erwartungen haben Menschen an die Demokratie? Welche Wünsche oder Herausforderungen treiben sie mit Blick auf die Demokratie um? Politik, Stiftungssektor und Zivilgesellschaft stellen sich diese Fragen in jüngerer Zeit häufig und suchen nach Ansatzpunkten, um Demokratie wirkungsvoll zu stärken und Menschen einzubinden, die sich bisher nicht angesprochen fühlen.
Mit dem Ziel die unterschiedlichen Einstellungen, Erwartungen aber auch Erfahrungen der Menschen im Hinblick auf Demokratie besser zu verstehen, haben wir 2021 in Partnerschaft mit der Robert Bosch Stiftung eine länderübergreifende und anwendungsorientierte Studie durchgeführt. Mit Hilfe der Expertise unseres internationalen More in Common-Teams und Netzwerkes konnten wir das Verhältnis der Menschen zur Demokratie gleich in fünf Ländern untersuchen. Gemeinsam haben wir hingeschaut, vor welchen Herausforderungen die jeweilige Demokratie steht.
Heute veröffentlichen wir nun also unsere neue Studie: „Beziehungskrise? Bürger und ihre Demokratie in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und den USA“. In einem Video erklären Melanie Dense von der Robert Bosch Stiftung und unsere Geschäftsführerin Laura-Kristine Krause außerdem den Hintergrund der Studie und stellen die zentralen Erkenntnisse vor.
Für die Studie haben wir mit Unterstützung der Meinungsforschungsinstitute YouGov und KANTAR Anfang 2021 mehr als 10.000 Menschen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und den USA befragt und direkt von ihnen in Interviews und Fokusgruppen gehört. Besonderer Fokus lag auf jenen Bevölkerungsgruppen, die weder zu den aktiven Verteidigern noch zu den Gegnern der Demokratie zählen, sondern ein ambivalentes Verhältnis zur Demokratie haben.
Wir wünschen eine spannende Lektüre und würden uns freuen, wenn Sie unsere Erkenntnisse in Ihren Netzwerken teilen!
Das More in Common Team
Ein Einblick in die Kernerkenntnisse für Deutschland
Das Prinzip der Demokratie ist als solches auch in Deutschland unumstritten
Wenn die Menschen gefragt werden, ob sie persönlich eher für oder gegen die Demokratie sind, bekennen sich 93 Prozent klar zur Demokratie. Allerdings hat dieses Bekenntnis unterschiedlichen Nachdruck. Immerhin 20 Prozent der Menschen sagen, dass unter Umständen auch eine Diktatur die bessere Staatsform sei.
Die Menschen haben ein unterschiedliches Verständnis von Demokratie
53 Prozent der Menschen in Deutschland halten die Demokratie nur dann für eine gute Sache, wenn sie auch gute Ergebnisse hervorbringt. 44 Prozent sehen in der Demokratie ein Mittel zu Umsetzung des Volkswillens, wohingegen 56 Prozent denken, es geht um einen Aushandlungsprozess in einer pluralen Gesellschaft.
Bedarf für Verbesserung der demokratischen Realität
70 Prozent der Menschen sind der Meinung, dass sich die Politik nur unzureichend für ihre Perspektive interessiere und 47 Prozent glauben, dass sie sich nicht ausreichend in das politische Geschehen einbringen können.
Mangelndes Vertrauen in politische und öffentliche Akteure
51 Prozent der Menschen sehen Politikerinnen und Politiker als Marionetten der dahinterstehenden Mächte. Aber auch mit Bezug auf Medien glauben 53 Prozent, dass diese in der Berichterstattung ihre eigene Agenda verfolgen.
Gruppen mit ambivalenten Verhältnis zur Demokratie
Wir konnten auch in Deutschland zwei relevante Gruppen identifizieren, die sich jeweils durch ein nicht gefestigtes Verhältnis zu Demokratie auszeichnen: Die Passiv-Indifferenten und die Enttäuschten-Output-Orientierten. Darüber hinaus bildet die Gruppe der Kritischen Aktivbürger eine weitere Strömung ab, die für zukünftige Arbeit im Bereich demokratischer Bildung relevant sein könnte.