IGL-Newsletter Januar 2022
Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.,
wir freuen uns, Ihnen mit dem neuen Jahr gleich eine Vielzahl an IGL-Neuigkeiten vorstellen zu können.
Der „Atlas der Weinkultur“ sowie der „Kleine linksrheinische Dialektatlas“ sind vor wenigen Tagen online gegangen. Darüber hinaus ist eine umfangreiche Überblicksausstellung zur Demokratiegeschichte gerade im Druck. Und wo wir schon beim Wort Druck sind: Druckfrisch erschienen ist die neue Publikation „Schreie auf Papier“ mit dem einzigartigen Briefwechsel einer durch den Nationalsozialismus zerrissenen Familie zwischen New York und Mainz. Kaum waren die Arbeiten zu dem Band abgeschlossen, verstarb Raymond Wolff, Mitautor und jüngster Sprössling der im Fokus stehenden Familie. So war dieses Buch gleichzeitig sein letztes Vermächtnis.
Doch dazu und zu anderen Aktivitäten des IGL gleich mehr in unserem Januar-Newsletter.
Herzlichst,
Ihr Team vom IGL
Digitaler Atlas der Weinkultur ist online
Seit wann existiert die Tradition der Weinmajestäten? Wie kam es zu den kuriosen Lagebezeichnungen „Schwarze Katz“, „Weinhex“ oder „Nacktarsch“? Oder wie nutzten die Nationalsozialisten nach der Machtübernahme den Weinbau für ihre sogenannte „Blut und Boden“-Ideologie?
Antworten auf viele Fragen rund um den Wein vermittelt der digitale Weinatlas in mehr als 50 Beiträgen. Ermöglicht wurde dieses Projekt unter der Leitung von Simeon Guthier durch die finanzielle Unterstützung von Bund und Land.
Wenn das Deutsche Weinbaumuseum in Oppenheim im April nach der Winterpause wieder seine Pforten öffnet, ist der digitale Atlas der Weinkultur dort auch als interaktive Installation erlebbar. Mehr zum Projekt erfahren Sie hier.
Schreie auf Papier
Die neue IGL-Publikation „Schreie auf Papier“ dokumentiert in einem nahezu komplett erhaltenen Briefwechsel die Verfolgung und Ermordung der Familie von Selma und Heinrich Wolff, die 1937 ihr Haus und ihre Ländereien in Nackenheim verkaufen und nach Mainz ziehen mussten. Ihre beiden Söhne Herbert und Helmut schickten sie noch im selben Jahr in die USA.
Aus dieser Korrespondenz zwischen Eltern und Kindern wird exemplarisch aufgezeigt, wie sich die Lebensverhältnisse jüdischer Menschen in der Zeit der NS-Diktatur zunehmend verschlechterten. Ihr Leben endete schließlich – nach späten und letztlich erfolglosen Bemühungen um eine Flucht ins rettende Ausland – mit der Deportation und der Ermordung der Eltern Heinrich und Selma Wolff.
Die Korrespondenz stellt ein seltenes Zeitdokument dar, das authentische Einblicke in die letzten Lebensjahre einer jüdischen Familie im Holocaust gewährt. Neben Hans Berkessel, Martina und Hans-Dieter Graf war Raymond Wolff als letzter verbliebener Nachfahre der Familie Wolff Mitautor dieses Bandes. Er verstarb ganz unerwartet im Herbst 2021. Somit ist das Buch auch gleichzeitig sein Vermächtnis.
Die neue Publikation ist der 4. Band der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Juden in Rheinland-Pfalz“ und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich sowie direkt beim Nünnerich-Asmus-Verlag. IGL-Mitglieder können das 280 Seiten starke Buch für 18,00 Euro (regulär 25,00 Euro) bei uns erwerben.
Ausstellung: Auf dem Weg zur modernen Demokratie
Sarah Traub, Dr. Ute Engelen und Alex Maser haben für die Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte e.V. die Wanderausstellung „Auf dem Weg zur modernen Demokratie“ konzipiert. Sie vermittelt einen Überblick über die deutschen Freiheitsbewegungen ausgehend von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.
Auf insgesamt 16 Tafeln wird der immer wiederkehrende Kampf um Grund- und Menschenrechte, Demokratisierung und politische Teilhabe sowie Integration und Gleichberechtigung beschrieben.
Neben den wichtigen Leuchttürmen der Demokratiegeschichte wie der Französischen Revolution und dem Hambacher Fest werden auch weniger bekannte Kapitel wie die frühen Republiken der 1790er Jahre und Vorläufer politischer Parteien beleuchtet. Dabei werden die Themen immer aus einem politischen, gesellschaftlichen und sozialen Blickwinkel betrachtet.
Die Ausstellung – ausgestattet mit einem Multimediatool für die Vertiefung einzelner Themen – ist geeignet für Museen, Ausstellungshäuser und andere öffentliche Orte und kann ausgeliehen werden. Ansprechpartner ist. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte die Projektleiterin Sarah Traub unter 06131/2767-11 oder per E-mail unter sarah.traub@gedg.org.
Ausstellung „1.700 Jahre jüdisches Leben“
Das Festjahr zu 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland geht pandemiebedingt in die Verlängerung. So ist die IGL-Wanderausstellung „1.700 Jahre jüdisches Leben. Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ 2022 noch an mehreren Standorten zu sehen.
Am 9. Januar wurde sie im Stadtmuseum Kaiserslautern von Museumsleiter Dr. Bernd Klesmann und IGL-Geschäftsführer Dr. Kai-Michael Sprenger eröffnet. Ergänzt wird die Ausstellung dort von dem 3D-Modell der ehemals prächtigen Synagoge von Ludwig Levy, die bereits im August 1938 auf Geheiß des übereifrigen Bürgermeisters abgerissen und gesprengt wurde.
Vom 17. Januar bis zum 28. Februar wird die Ausstellung auch in Landau in der Pfalz im Frank-Loebsche Haus gezeigt, wo sie in die Dauerausstellung mit einem Schwerpunkt zu jüdischer Geschichte eingebunden ist. Ebenso wird die 17 Tafeln umfassende Wanderausstellung vom 31. Januar bis zum 11. Februar in Mainz im Gymnasium Theresianum zu sehen sein.
„Kleiner linksrheinischer Dialektatlas“
Der „Kleine linksrheinische Dialektatlas“ erweitert seit Beginn des Jahres die Regionet-Kategorie „Mundart und Sprache“. Die schon 2008 in Buchform (mittlerweile vergriffen) erschienene Publikation unseres ehemaligen Mitarbeiters Dr. Georg Drenda stellt auf 83 Karten inklusive Kommentaren dialektale Besonderheiten aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland vor.
Es wird dabei unterschieden zwischen Lautkarten (In welcher Region heißt es Fest, in welcher Fescht?), Formenkarten (Ich bin oder ich sein) und Wortschatzkarten (Bube oder Junge?). Der Atlas richtet sich explizit an alle Interessierten; es sind keine sprachwissenschaftlichen Vorkenntnisse notwendig. Wer sich über die deutsche Sprachgeschichte und das Entstehen einzelner Dialekte informieren möchte, wird auf den Atlasseiten „Exkurs Sprachgeschichte & Dialekte“ fündig.
Während auf regionalgeschichte.net bisher Ausführungen zur Sprache nur für die Gebiete Rheinhessen und Saarland vorlagen, vergleicht der „Kleine linksrheinische Dialektatlas“ zum ersten Mal das gesamte linksrheinische Regionet-Gebiet.
Also: Auf/of/up geht’s – hier können Sie gleich weiterlesen.
Führung zur NS-Geschichte in Mainz
Schluss möchten wir Sie auf unsere Führung im Rahmen der Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus aufmerksam machen.
Am Sonntag, den 23. Januar um 11 Uhr, bieten der Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V. und das IGL gemeinsam die Führung mit dem Titel „Auf den Spuren des Nationalsozialismus durch Mainz“ an.
Die Themen bei dem Rundgang reichen von der sogenannten Machtergreifung und Gleichschaltung 1933 über die Entmachtung des Stadtrats, die Zerschlagung der Gewerkschaften und Arbeiterparteien bis hin zur Deportation und Ermordung der Juden und zahlreicher anderer Gruppen. Ebenso werden wir auf einzelne Schicksale von Mainzerinnen und Mainzern im französischen Lager Gurs eingehen.
Die Teilnahme an der zweistündigen Führung ist kostenlos. Eine verbindliche Anmeldung mit Angabe der Kontaktdaten wird erbeten an rundgang@sozialgeschichte-mainz.de. Treffpunkt ist am Fastnachtsbrunnen am Schillerplatz.