LAG Gedenkstätten & Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit RLP: Neues aus der Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz (Auszug)

das landesweite Aktionsprogramm zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Broschuere_1700Jahre

Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz 20 Jahre jung: Erinnern für die Zukunft

Auf der 11. Informationstagung zur Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz der Landeszentrale für Politische Bildung in Mainz gründete sich am 01.04..2001 im  Landtag die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit.
19 Gruppen, Einzelpersonen, Initiativen und Vereine, die lokal oder regional Erinnerungsarbeit leisten, schlossen sich zu diesem Netzwerk  zusammen.17 –köpfig ist der Sprecherrat (Vorstand), dessen Vorsitzender seit 2001 Dieter Burgard ist.
Nun am 1. April 2021 sind es 78 Institutionen, die hier zusammen arbeiten, was auch Beispiel für andere Bundesländer ist. Mitglieder sind neben den Gedenkstätten auch das Haus des Erinnerns in Mainz, Universitäten, Landesverbände von Opfergruppen, jüdische und christliche Einrichtungen,  das Landeskrankenhaus, kommunale Institutionen bis hin zu kleineren Initiativen.  Auf Bundesebene besteht seit 2021 ein Forum der LAG’s.
Synergieeffekte werden ebenso genutzt wie auch gemeinsame Interessenvertretung für die Belange der in der Gedenkstättenarbeit regional und landesweit. Dieter Burgard zieht eine positive Zwischenbilanz und verweist auf die Fortschritte und Impulse aus der LAG. Die Novellierung des Archivgesetzes, die Kartierung und Pflegeanleitung von jüdischen Friedhöfen,  die Stärkung von Lernorten, die Unterstützung von Projekten, so der Gedenkstätte in Neustadt und Laufersweiler und der Aufarbeitung der Krankenmorde sowie zahlreiche Initiativen zu Stolpersteinen, Informations-und Mahntafeln und die Herausgabe von Literatur und Filmen. Erinnerungsarbeit ohne Zeitzeugen der Verfolgung und mit modernen, digitalen Mitteln unterstützte die LAG ( www.lagrlp.de ).
Durch die Landespolitik war es möglich auch die Demokratieerziehung, die Erinnerungsarbeit jüngeren Menschen zu vermitteln und gegen Extremismus in Lehrplänen, Verordnungen und Haushaltstiteln zu fixieren.
Opfergruppen der NS-Diktatur, die in Vergessenheit geraten sind, wie Homosexuelle, Sinti, politisch Andersdenkende, sogenannte „Asoziale“ und Kranke müssen, so Dieter Burgard, noch stärker ins Bewusstsein und in die Forschung Eingang finden. Die 2. und 3. Nachkriegsgeneration macht sich verstärkt auf Spurensuche ihrer Vorfahren und sie sind dankbar für das Gedenken und Mahnen vor Ort. So ist die Arbeit oft auch grenzüberschreitend.
Hoffnungsvoll ist, dass Kommunen und Landkreise, der Bezirksverband und der Landtag Erinnerungsarbeit auch als ihre Aufgabe begreifen und das Ehrenamt mit ihrer Lobbyarbeit unterstützen.

Wichtiger Partner und Unterstützer ist die Landeszentrale für politische Bildung mit den staatlichen Institutionen in Osthofen und Hinzert. Die pädagogische Arbeit in diesem Feld ist in der Pandemiezeit erschwert, doch neue Wege werden verstärkt genutzt und das Interesse ist in den Jahren stetig gestiegen. 20 Jahre  Erinnerungsarbeit für eine friedvolle Zukunft mit Respekt vor allen Menschen.

 

HdE-Audioguide „Ausgegrenzt, verfolgt, ermordet – Auf den Spuren des Nationalsozialismus”

Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erschien im Januar ein neuer Audioguide vom Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz: „Ausgegrenzt, verfolgt, ermordet – Auf den Spuren des Nationalsozialismus“. Der auditive Rundgang führt an sechs Stationen durch die Mainzer Neustadt. Erfahren Sie mehr über die Verfolgungsgeschichte jüdischer Menschen in Mainz. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf den Lebenserinnerungen Gertrude Meyer-Jørgensens, die Sie auf dem Rundgang begleiten und anhand regionaler Beispiele die Verfolgungsmechanismen vor Ort verdeutlichen. Auch dieser Audioguide ist kostenlos auf der Homepage des Hauses des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz abrufbar: https://www.haus-des-erinnerns-mainz.de/index.php/projekte- ausstellungen/projekte/audioguides/audioguide-2/

Digitaler Workshop „Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung in der Zeit des Nationalsozialismus“

Ab sofort bieten wir unseren Workshop zum Themenschwerpunkt „Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung“ auch digital an. Auf der Grundlage verschiedener Interviews mit jüdischen Zeitzeug*innen, die aus Mainz stammen und die nationalsozialistische Diktatur überlebten, erarbeiten die Schüler*innen Mechanismen der Ausgrenzung. Folgende Fragen stehen dabei im Zentrum: Wie nahmen Zeitzeug*innen die Anfänge der Ausgrenzung und Verfolgung wahr? Wie schafften sie es, der Ermordung durch die Nationalsozialisten zu entgehen und wie gehen sie mit ​ihrer Familiengeschichte um, in der Themen wie Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung fest verankert sind? Ab sofort kann dieser Workshop als digitales Angebot für Schulklassen und andere interessierte Gruppen gebucht werden. Bei Interesse an diesem digitalen Angebot wenden Sie sich gerne an das Team des Hauses des Erinnerns: https://www.haus-des-erinnerns-mainz.de/index.php/unser-haus/stiftung/mitarbeiterinnen/

Buch „Schreie auf Papier“

Raymond Wolff, Martina und Hans-Dieter Graf, Hans Berkessel: Die Briefe von Heirnich und Selma Wolff aus Mainz an ihre Söhne Herbert und Helmut in New York 1937–1941, Buchvorstellung mit Lesung Selma und Heinrich Wolff, eine alteingesessene jüdische Familie, die ihren Lebensunterhalt als angesehene Händler mit Wein und landwirtschaftlichen Produkten verdienten, mussten 1937 ihr Haus und später ihre Ländereien in Nackenheim/Rheinhessen verkaufen und nach Mainz in die Kaiserstraße umziehen. Sie führten mit ihren Söhnen Herbert und Helmut seit deren Emigration in die USA im April 1937 bzw. Juni 1938 einen regen Briefwechsel. Die nahezu vollständig überlieferten Briefe der Eltern an ihre Kinder verdeutlichen exemplarisch, wie sich die Lebensverhältnisse jüdischer Menschen in der Zeit der NS-Diktatur immer mehr verschlechterten. In den Briefen tritt das Alltagsleben zunehmend weiter zurück, und am Ende geht es nur noch um die Flucht ins rettende Ausland. Auch die Schicksale von Verwandten und Bekannten geraten in den Blick. Das vorliegende Buch stellt die vollständige Biografie der Familie Wolff vor und entreißt diese so dem Vergessen. Es gibt aber beispielhaft auch hunderttausenden Personen aus jüdischen Familien eine Stimme.