Newsletter 03/2021
Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz,
unser digitales Angebot wächst weiter: Nicht nur unsere Interviewreihe „Das HdE im Gespräch mit…“ wird unverändert fortgeführt. Auch unsere Homepage zu den in Mainz verlegten Stolpersteinen erweitern wir stetig. Im März 2021 konnten zwei neue, umfangreiche Biografien auf der Homepage veröffentlicht werden.
Neue Biografien auf unserer Stolperstein-Homepage
Die Mainzerin Alice Stahn, geborene Friedmann, lebte in der Bauhofstraße 6 und war eine engagierte Bürgerin der Stadt. 1943 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Abstammung für einige Wochen in Mainz in ‚Schutzhaft’ genommen. 1944 deportierten die Nationalsozialisten sie in das Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt, aus dem sie 1945 befreit werden konnte.
Die ausführliche Biografie mit einzigartigen historischen Dokumenten und Fotoaufnahmen finden Sie ab sofort auf unserer Homepage.
Der 1891 geborene Otto Hirsch meldete sich 1914 freiwillig als Soldat und nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1917 wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem Verwundetenabzeichen ausgezeichnet. Nach seiner Entlassung aus der Reichswehr äußerte er:
„Ich fuhr abends nach Mainz […] Am nächsten Tag gab ich meine militärischen Sachen ab, nun war ich ganz frei – und wieder Mensch.“
1943 wurde er in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort am 25. August 1943 ermordet.
Auch seine Biografie sowie zahlreiche historische Fotografien finden Sie jetzt auf unserer Homepage.
Neues Interview in unserer Reihe „Das HdE im Gespräch mit…“
Seit 2016 ist Dr. Stefanie Hubig rheinland-pfälzische Ministerin für Bildung. Im Jahr 2020 hatte sie darüber hinaus auch die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz inne. Wir sprachen mit der Ministerin unter anderem über die besonderen Herausforderungen für unser Bildungssystem, aber auch über die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungsarbeit und Demokratiebildung:
„Das Demokratielernen ist für mich neben Lesen, Schreiben, Rechnen und der digitalen Bildung eine Kernkompetenz, die die Schule jungen Menschen für eine gute Zukunft mitgeben muss.“
Das vollständige Interview ist auf unserer Homepage zum Nachlesen abrufbar.
Ausstellung „Blinde Flecken – Tatorte des Nationalsozialismus in der Mainzer Stadtgesellschaft“
Diesen Monat wurde im LUX-Pavillon der Hochschule Mainz die Ausstellung „Blinde Flecken – Tatorte des Nationalsozialismus in der Mainzer Stadtgesellschaft“ gezeigt. Sie ist das Ergebnis eines langen Projektes, das neben der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz auch wir vom Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz unterstützt haben. Im Sommersemester 2020 begannen 27 Student*innen des Faches Innenarchitektur unter szenografisch-performativen und architektonisch-räumlichen Aspekten an ehemaligen NS-Tatorten in Mainz zu forschen.
Im Rahmen dieses Projektes entstanden außerordentliche Arbeiten, die neben der Ausstellung auch in einem Ausstellungskatalog präsentiert werden. Diese Projekte geben Einblick in eine spannende Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Mainz und machen deutlich, dass es noch einige „blinde Flecken“ bei der Sichtbarmachung ehemaliger Tatorte gibt. Den eindrucksvollen Ausstellungskatalog, in dem auch Beiträge vom HdE zu den historischen Hintergründen der jeweiligen Orte zu lesen sind, können Sie für 36,00€ hier erwerben.
Daneben erhalten Sie in einem YouTube-Video Einblick in die sechs von einer Jury prämierten studentischen Arbeiten.
Unsere Ausstellungen: Ab sofort ausleihbar
Zwei unserer Ausstellungen sind nun ausleihbar. Die Ausstellung „‚Das Leben war jetzt draußen, und ich war dort drinnen.‘ Zwangssterilisation und Ermordung im Rahmen der NS-‚Euthanasie‘“ widmet sich der Geschichte der NS-‚Euthanasie‘. Die Ausstellung klärt dabei insbesondere über deren regionalgeschichtliche Dimension auf. Die insgesamt 13 Roll-Ups umfassende Ausstellung kann über das Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz ausgeliehen werden.
Einen Einblick in die digitalisierte Ausstellung erhalten Sie auf unserer Homepage. Für weitere Informationen können Sie sich jederzeit an Dr. Cornelia Dold per Mail an cornelia.dold@haus-des-erinnerns-mainz.de wenden.
Auch die in Kooperation mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V. kuratierte Ausstellung „Auf dem Weg zur modernen Demokratie“ ist ab sofort ausleihbar. Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte der kurzlebigen Mainzer Republik 1792/93. Die Schau beschäftigt sich auch mit den Gründen für das Scheitern dieses ersten demokratischen Versuchs auf deutschem Boden. Auch die Geschichte der Freiheitsbäume als politisches Symbol der Revolution wird thematisiert.
Die Ausstellung „Auf dem Weg zur modernen Demokratie“ kann über das Institut für Geschichtliche Landeskunde als Roll-Up-Ausstellung ausgeliehen werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Homepage des Instituts.
Aktionstag „Vorsicht, Vorurteile! Wir setzen ein Zeichen gegen Rassismus”
Am 18. März 2021 fand bundesweit der „Aktionstag Vorsicht, Vorurteile! Wir setzen ein Zeichen gegen Rassismus“ statt. Auch wir vom Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz beteiligten uns an dieser Aktion. Gemeinsam mit dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling brachten wir vor dem Mainzer Stadthaus den ersten Bodenaufkleber an. Darauf zu lesen:
„Zu viele gehen einfach über mich hinweg. Rassismus ist ein echtes Problem in Deutschland und fängt mit Vorurteilen an. Doch nur wer sie sich bewusst macht, kann sie überwinden.“
Insgesamt sechs dieser Aufkleber machen in der gesamten Mainzer Innenstadt – auch vor unserem Haus – auf die Problematik aufmerksam und unterstützen so die bundesweite Kampagne von „Demokratie leben!“. Alle Informationen über die Kampagne finden Sie hier. Wir freuen uns, Teil davon zu sein!
Neuer Dokumentarfilm von Barbara Trottnow
Eine Frau zieht Männerkleider an, um Arbeit zu finden. So geschehen in Mainz, in den Jahren 1919 bis 1931. Zwölf Jahre lang fiel niemandem auf, dass der fürsorgliche Familienvater Joseph Einsmann in Wahrheit eine Frau war und Maria hieß.
Mit ihrer Freundin Helene Müller gab Maria Einsmann sich als Ehepaar aus und übernahm für deren Kinder auch die Vaterrolle. Nach der Enttarnung wurden die beiden Frauen wegen Kindesunterschiebung angeklagt.
Barbara Trottnow hat die außergewöhnliche Geschichte 1995 schon einmal mit einer Schauspielerin nacherzählt. Jetzt ergänzt sie die damals gedrehten Szenen mit Aussagen von Zeitzeuginnen, die Maria Einsmann gekannt haben. Und sie fragt, ob Frauen wirklich so weit gehen müssen, um gut bezahlte Arbeit finden und eigenständig leben zu können.
Den Trailer zum Film finden Sie auf unserer Homepage. Privatpersonen können den Film über Vimeo für 2,99€ ansehen.