Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“,

nach vielen rein digitalen Angeboten, planen wir für die kommenden Wochen einige Präsenzveranstaltungen, unter anderem im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Mainz. Mit diesem Newsletter wollen wir Sie auf unser kommendes interessantes Veranstaltungsprogramm hinweisen und zu den verschiedenen Angeboten herzlich einladen! Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Vorstellung der neuen Mitte-Studie | 25. Oktober, 18.00 Uhr

Selten war die gesellschaftliche Mitte so „gefordert“ wie heute: Rechtsextremismus, Populismus und Rassismus fordern sie heraus. Verschwörungserzählungen stoßen ebenfalls vermehrt auf Anklang. Nun kommt die Corona-Pandemie mit globalen Unsicherheiten und unkalkulierbaren Folgekrisen dazu. Was heißt das für die demokratische Orientierung unserer Gesellschaft?

Alle zwei Jahre untersucht die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung
rechtsextreme, menschenfeindliche und demokratiegefährdende Einstellungen in der deutschen Gesellschaft. Die Ende Juni veröffentlichten aktuellen Ergebnisse lassen Entwicklungen, die die Demokratie fördern als auch solche, die sie gefährden, erkennen: Die „Mitte“ ist gefordert, Haltung zu zeigen, Position zu beziehen und die Demokratie zu stärken!

Besonders vertiefen wollen wir den Blick auf das Propagandafeld Klima: Feststellbar ist eine grundsätzliche Affinität von Rechtspopulismus zu Klimaskepsis und Klimaleugnertum – vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe im Ahrtal von bitterer Aktualität in Rheinland-Pfalz.

Wir laden Sie herzlich ein, die Ergebnisse der neuesten Studie und mögliche Gegenstrategien in Rheinland-Pfalz mit unseren Gästen zu diskutieren. Hier gelangen Sie zum Einladungsflyer mit genauem Programmablauf. Eine Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung unter mainz@fes.de möglich.

Eine Kooperation der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz.

Buchvorstellung: Die Erinnerungen Walter Grünfelds | 27. Oktober | 19.00 Uhr

„Wir waren zunächst mal froh, dass wir noch lebten.“ Die Erinnerungen Walter Grünfelds an seine Kindheit und Jugend in Mainz, so lautet der Titel des ersten Bandes der Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“, herausgegeben von der Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“ in Kooperation mit dem „Förderverein Projekt Osthofen e. V.“ sowie dem „Verein für Sozialgeschichte Mainz e. V.“. Am Mittwoch, dem 27. Oktober 2021, um 19 Uhr stellen wir diesen Band in der Gedenkstätte KZ Osthofen ein weiteres Mal öffentlich vor.

Walter Grünfeld, 1921 in Darmstadt geboren, schrieb seine Erinnerungen Ende der 1990er-Jahre für seine Tochter und seine Enkel auf. Diese Erinnerungen reichen von seiner Kindheit und Jugend nach dem Ersten Weltkrieg, über die Zeit der Weimarer Republik und der NS-Diktatur bis zur unmittelbaren Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie vermitteln exemplarische Einblicke in die Lebenssituation jüdischer Menschen, die sich mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur immer weiter verschlechterten – bis hin zum Verlust vieler Familienmitglieder und ganzer Freundeskreise in der Shoah. Walter Grünfelds Schilderungen, die er handschriftlich verfasste, sind geprägt von der Liebe und einer gewissen Wehmut in der Erinnerung an seine Heimat. Neben dem ganz persönlichen Rückblick zeichnet der historisch-politisch interessierte Walter Grünfeld zugleich ein authentisches Bild dieser Zeit. Ergänzt werden die Erinnerungen durch umfangreiche Kommentare sowie zahlreiche zeithistorische Informationen.

Die Edition Walter Grünfelds Erinnerungen bietet somit authentische Einblicke in den Alltag jüdischer Menschen in einer sich immer weiter verschlechternden Situation und zugleich in den zeitgeschichtlichen Kontext mit dem Fokus auf der NS-Diktatur in Mainz und Umgebung.

Eine Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung bei philipp.lukas@ns-dokuzentrum-rlp.de per Mail möglich. Der Eintritt ist frei. Hier erhalten Sie einen Einblick in den Titel.

Berkessel, Hans/ Dold, Cornelia (Hrsg.): „Wir waren zunächst mal froh, dass wir noch lebten.“ Die Erinnerungen Walter Grünfelds an seine Kindheit und Jugend in Mainz, ISBN 978-3-7344-1305-6, 160 S., 14,90 €
Band 1 unserer Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“ kann über den Wochenschau Verlag hier vorbestellt werden.

Lesung mit Andreas Berg: Sommer 1934, oder wie der Führer mir meine erste Liebe ausspannte | 31. Oktober, 19.00 Uhr

Jakob Felsenthal, ein Maler aus England, kehrt nach Jahrzehnten zum ersten Mal wieder in seine Pfälzer Heimat zurück. Der Anlass: 60 Jahre nach der Reichspogromnacht soll es für ehemalige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger ein Wiedersehen mit den Stätten ihrer Jugend geben. Für Felsenthal wird die Reise zu einem zwiespältigen Erlebnis. Einerseits erlebt er ein verändertes Deutschland, das die ehemaligen Pfälzerinnen und Pfälzer mit offenen Armen empfängt. Andererseits gerät der Ausflug aber auch zu einer schmerzhaften Reise in die eigene Vergangenheit. Erinnerungen an den Verlust einer unbeschwerten Kindheit werden wach und an die erste große Liebe, die durch die aufkommenden Nürnberger Rassegesetze ein jähes Ende erfährt.

Andreas Berg, 1959 in Wiesbaden geboren, ist seit 1987 Kulturredakteur und Filmemacher beim SWR. Er veröffentlichte vier Lyrikbände, außerdem Texte in zahlreichen Anthologien.

Eine Anmeldung zu dieser Veranstaltung in den Mainzer Kammerspielen unter der Angabe der Kontaktdaten ist erforderlich. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier. E-Mail zur Anmeldung und Fragen: cornelia.dold@haus-des-erinnerns-mainz.de; Tel. 06131-617 74 47.

Die Veranstaltung ist Teil des Programms zu den Jüdischen Kulturtagen Mainz .

Buchvorstellung „Hass und Versöhnung“ und Zeitzeugengespräch mit Henriette Kretz und Reiner Engelmann | 9. November, 17.00 Uhr

Der Autor Reiner Engelmann präsentiert an diesem Abend in den Mainzer Kammerspielen im Austausch mit der Zeitzeugin Henriette Kretz sein neues Buch „Hass und Versöhnung“ vor.

Über das Buch:

Emil ist wütend, dass er gegen seinen Willen umziehen muss. In der neuen Stadt lehnt der Jugendliche alles ab und zieht sich immer mehr zurück – bis ein Klassenkamerad ihm eine völlig neue Welt eröffnet: die Welt der rechten Musik. Die Texte voller Wut, Hass und Gewalt sprechen Emil aus der Seele. Über diesen Zugang rutscht er immer tiefer in die rechte Szene ab. Zusammen mit seinen Kameraden richtet er seine Wut gegen alle, die in seinen Augen anders und damit minderwertig sind. Seine zahlreichen Straftaten bringen ihn schließlich ins Gefängnis, was sich für Emil als große Chance erweist. Er nimmt an einem Aussteigerprogramm aus der rechten Szene teil und findet langsam den Weg zurück in die ‚normale‘ Welt. Dabei hilft ihm die Begegnung mit einer Frau, die als Kind den Holocaust überlebt hat. Die Zeitzeugin Anne erzählt Emil von ihren Erfahrungen, die sie durch jene menschenverachtende Macht der Nationalsozialisten machen musste, die Emil einmal verherrlicht hat – und öffnet ihm damit die Augen.
Ergreifend, besonders, hochaktuell – ein ehemaliger Neonazi und eine Überlebende des Holocaust erzählen sich gegenseitig ihre Geschichte.

Eine Teilnahme an der Veranstaltung ist nur nach vorheriger Anmeldung per Mail an cornelia.dold@haus-des-erinnerns-mainz.de möglich.

Eine Kooperationsveranstaltung mit den Mainzer Kammerspielen, dem Bistum Mainz und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Hier erhalten Sie noch mehr Informationen zur Veranstaltung.

Die Familie Seghers/Reiling und Anna Seghers‘ „Kaddisch“ zum Gedenken an die ermordeten Jüdinnen*Juden in der Erzählung „Post ins gelobte Land“ | 14. November, 18.00 Uhr

Am 14. November 2021 laden wir herzlich in die Mainzer Kammerspiele ein: Historischer Vortrag und literaturhistorische Einführung von Hans Berkessel mit anschließender Lesung der Erzählung „Post ins gelobte Land“ von Anna Seghers mit der Mainzer Staatsschauspielerin Gaby Reichardt.

Anna Seghers, geboren 1900 als Netty Reiling, wuchs in Mainz in einem jüdischen Elternhaus auf. Die „Machtergreifung“ Hitlers und seiner NSDAP 1933 zwang die als Jüdin, Kommunistin und links engagierte Autorin gleich mehrfach bedrohte Schriftstellerin zur Flucht. In ihrer Erzählung „Post ins gelobte Land“, die um 1944 im mexikanischen Exil entstanden ist, erzählt sie die Geschichte des Juden Jakob Levi, der vor dem Ersten Weltkrieg als erfolgreicher Augenarzt in Paris praktizierte. Sein Vater Jonathan, der seinen Lebensabend in einem Jerusalemer Altenheim verbringt, öffnet regelmäßig Briefe aus Paris – aber stammen diese wirklich von Jakob?

Eine Teilnahme an der Veranstaltung ist nur nach vorheriger Anmeldung an cornelia.dold@haus-des-erinnerns-mainz.de möglich. Hier gelangen Sie zur ausführlicheren Veranstaltungsbeschreibung.

Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Verein für Sozialgeschichte Mainz e. V., der Landeshauptstadt Mainz | Amt für Kultur und Bibliotheken und der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V.

Kein Transit ins gelobte Land – Anna Seghers aus Mainz | 17. November, 18.30 Uhr

Vorführung des SWR-Films von Andreas Berg mit anschließender Podiumsdiskussion zum Thema „Anna Seghers und die DDR“ mit dem Zeitzeugen Dr. Jörg Bilke und Hans Berkessel in der Neuen Synagoge Mainz

Literarisch ist sie unbestritten eine Autorin von Weltrang, ihre politische Haltung hingegen war in der Bundesrepublik und ihrer Heimatstadt Mainz nie unumstritten und bot Zündstoff für Diskussionen: Anna Seghers.

Der halbstündige Film von Andreas Berg „Kein Transit ins gelobte Land – Anna Seghers aus Mainz“ widmet sich der Person und dem Werk von Anna Seghers. Zu Wort kommen unter anderem der Sohn Dr. Pierre Radvanyi, Hans Berkessel (Mitgründer der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V.) und Dr. Carsten Jakobi, Mitherausgeber der Werkausgabe an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Auf der Suche nach der Anna Seghers abseits aller Klischees und Pauschalurteile, wird hier die bedeutende deutschsprachige Erzählerin näher beleuchtet.

Dr. Jörg Bilke, damals Germanistik-Student, der über das Frühwerk von Anna Seghers forschte, wurde am 9. September 1961 von der Staatssicherheit auf dem Karl-Marx-Platz in Leipzig verhaftet und später vom Bezirksgericht Leipzig wegen „staatsgefährdender Hetze“ zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Spätherbst 1962 traf der berühmte Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Hans Mayer auf den Dornburger Schlössern bei Weimar Anna Seghers und bat sie, sich für Bilkes Freilassung einzusetzen. Sie bat um ein Gespräch mit der Staatssicherheit. Am 4. Dezember 1962 erschienen drei MfS-Offiziere bei Anna Seghers. Das Protokoll dieses Gesprächs wurde Jörg Bilke erst vor kurzem von der Gauck-Behörde in Berlin zugesandt..

Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung unter der Angabe der Kontaktdaten an cornelia.dold@haus-des-erinnerns-mainz.de ist erforderlich. Die Durchführung der Veranstaltung hängt von den jeweils geltenden Vorschriften zu Covid 19 ab (3G-Regel). Hier gelangen Sie zur ausführlicheren Veranstaltungsbeschreibung.

Eine Kooperationsveranstaltung mit der Jüdischen Gemeinde Mainz, der Konrad-Adenauer-Stiftung Rheinland-Pfalz, der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V. und der Landeshauptstadt Mainz | Amt für Kultur und Bibliotheken.