75 Jahre Rittersturz-Konferenz: Geschichte der Demokratie multimedial erlebbar machen

„Ich bin überzeugt: Wir müssen neben dem akademischen Umgang mit unserer Demokratiegeschichte auch einen emotionalen Zugang zu ihr ermöglichen“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering am Montagabend im „Alten Rathaussaal“ des Koblenzer Rathauses. Anlass war eine Veranstaltung zum fünfundsiebzigjährigen Jubiläum der Rittersturz-Konferenz. Im Fokus standen dabei multimediale Zugänge zur Demokratiegeschichte.

  © Landtag RLP

 

Die Rittersturz-Konferenz, die im vom 8. bis 10. Juli 1948 im Koblenzer Rittersturz-Hotel stattfand, gilt als Grundstein für die Entstehung von Grundgesetz und der Bundesrepublik Deutschland. In dem inzwischen abgerissenen Hotel trafen sich im Sommer 1948 die Ministerpräsidenten der damaligen Westländer, um über die Zukunft Deutschlands nach dem Ende des Nationalsozialismus zu beraten. Aufgefordert wurden sie dazu von den Westlichen Besatzungsmächten.

Seinen Namen hatte das Rittersturz-Hotel von der Sage, dass sich an selber Stelle ein Ritter vom Berghang gestürzt habe.

 

Emotionale und multimediale Zugänge schaffen

Gerade für junge Menschen sei das, was auf dem Rittersturz auf den Weg gebracht wurde, zutiefst abstrakt, sagte Hendrik Hering, der Schirmherr der Veranstaltung. Immer weniger Zeitzeug:innen könnten über dieses Kapitels unserer Demokratiegeschichte aus eigenem Erleben berichten und nicht einmal der Ort – das Hotel Rittersturz – sei noch vorhanden.  Dabei seien es gerade die Orte, die Geschichte erst verständlich machten, weil sie Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes berührbar machten. „Ich bin überzeugt: Wir müssen neben dem akademischen Umgang mit unserer Demokratiegeschichte auch einen emotionalen Zugang zu ihr ermöglichen und aus meiner Sicht geht das am besten in einer zeitgemäßen Form – in medialer Form“, so der Landtagspräsident.

Demokratiegeschichte sei kein Thema nur für den Geschichts­unterricht. Es sei, so Hendrik Hering, ein Thema für die ganze Gesellschaft. Und als ein solches sollten es auch präsentiert werden: in Videos, in Podcasts, in den sozialen Medien. Über diese Formate könnten Austausch und Dialog ermöglicht und Ideen gefördert werden, die unsere Geschichte weitertragen. Gelegenheiten wie die Geschichte vom verunglückten Ritter könne man als Zündfunken nutzen, um Interesse zu wecken. Wichtig sei dabei, dass man am Ende von der mittelalterlichen Legende zum heutigen Grundgesetz hinführe.

„Denn nur wer weiß, welche Anstrengungen und welche Kämpfe notwendig waren, damit wir heute in Freiheit leben können, nur wer diese – wer seine – Geschichte kennt, sieht sie nicht als selbstverständlich an“, betonte Hendrik Hering.

 

Beispiel für moderne Vermittlung von Demokratiegeschichte

Wie Demokratiegeschichte modern vermittelt werden kann, zeigten eindrucksvoll die vorgestellten Praxisbeispiele.  Mirko Drotschmann erklärte in einem kurzweiligen Erklärvideo die Geschichte der Rittersturz-Konferenz (abrufbar unter www.rittersturzkonferenz.de). Hinzu kamen die Präsentation einer 3D-Rekonstruktion des Berghotels sowie moderne Formen des Storytellings mittels Videointerviews und viele weitere Projekte.

Neben Hendrik Hering sprachen zudem die Dezernentin für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz, Margit Theis-Scholz, sowie der Präsident des Bundesarchivs, Professor Michael Hollmann. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Journalistin Katrin Wolf. Santana Reinhardt begleitete die Veranstaltung musikalisch.