IGL-Newsletter November 2021

Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.,

 

das IGL ist mit seinen Ausstellungen und Tagungen derzeit viel auswärts präsent. Auch beim Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober war das IGL in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin gleich mit zwei Ausstellungen zur Mainzer Republik und zu den Freiheitsbäumen vertreten. Zudem zeigte IGL-Geschäftsführer Dr. Kai-Michael Sprenger zusammen mit dem SWR-Filmemacher Utz Kastenholz (Foto links) den gemeinsam erarbeiteten SWR-Dokumentarfilm „Stars and Stripes am Deutschen Eck“ zur amerikanischen Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg in Rheinland-Pfalz.

 

Das IGL hatte in der Landesvertretung noch zwei kuriose Exponate aus Mainz im Gepäck: einen alten Holzschreibtisch aus der Zeit der französischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg und eine Schreibmaschine, auf der Teile des Entwurfs der rheinland-pfälzischen Verfassung von 1947 getippt worden waren. Diese faszinierte nicht nur die jüngsten Besucher*innen in Berlin bei insgesamt großem Besucherandrang…

 

Über weitere Aktivitäten des IGL erfahren Sie hier in unserem November-Newsletter.

Ihr IGL-Team

 

Kurfürstliches Schloss hat bürgerliche Tradition

In der einstigen Residenz der Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz hatte das IGL mit mehreren Kooperationspartnern zu einer geschichtswissenschaftlichen Tagung am 29. und 30. Oktober geladen und den Blick erstmals auf die lange Zeit der bürgerlichen Nutzung des 19. und 20. Jahrhunderts gelenkt. Der besondere Reiz dieser Tagung: Sie fand tatsächlich in den Räumlichkeiten des kurfürstlichen Schlosses mit über 65 Interessierten in Präsenz statt!

Die Tagung bildet die Grundlage für die anstehende Sanierung des Kurfürstlichen Schlosses, bei der die bürgerliche Nutzung stärker  berücksichtigt werden soll. Der lange Transformationsprozess des kurfürstlichen Schlosses begann bereits 1792/93, als hier die Sitzungen des Jakobinerclubs abgehalten wurden. Der ehemalige IGL-Direktor Prof. Michael Matheus, der die Tagung zusammen mit Dr. Georg Peter Karn von der Landesdenkmalpflege der Generaldirektion Kulturelles Erbe initiiert hatte, führte ins Thema ein: „Von nachhaltiger Wirkung, auch für die Entwicklung des Schlosses zur guten Stube der Mainzer, war dessen Transformation zu einem Zentrum von Wissenschaft und Kultur“.

Meilensteine dieser Entwicklung waren die Gründung des bis heute bestehenden Mainzer Altertumsvereins (1844), gefolgt von der des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) im Jahr 1852. Auch die Anfänge des Naturhistorischen Museums und des Gutenbergmuseums lagen im Schloss. Matheus verwies auch auf die „bemerkenswerten Parallelen zwischen den Schlössern in Berlin und Mainz“. Später als in Mainz wurde auch das Berliner Schloss mit dem Humboldtforum zum Kultur-, Kunst- und Wissenschaftszentrum. Den Tagungsbericht finden Sie hier.

 

Demokratie-Tag Rheinland-Pfalz

Gemäß dem diesjährigen Motto „Demokratie leben – aus Krisen lernen“ griff der 16. Demokratie-Tag Rheinland-Pfalz am 28. Oktober auch die aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie auf. Erstmals gab es beim Demokratie-Tag Veranstaltungen auch außerhalb des Weiterbildungszentrums in Ingelheim. Somit konnten Schüler*innen aus ganz Rheinland-Pfalz am Demokratie-Tag teilnehmen.

Die IGL-Mitarbeiterinnen Sarah Traub und Jasmin Gröninger begleiteten in den alten Gemäuern des Hambacher Schlosses das Planspiel „Zivilcourage im Alltag“ (Konzept: Haus des Erinnerns Mainz). Dabei reisten die Schüler*innen in das fiktive Land Narubien, das durch eine schwierige Wirtschaftslage in eine gesellschaftliche Krise geraten war. Durch verschiedene Rollenspiele lernten die Schüler*innen, sich mit Zivilcourage und Ausgrenzung im Alltag auseinanderzusetzen.

 

Ausstellung „Der gescheiterte Friede“ in Bad Kreuznach

Am 4. November wurde im Haus der Stadtgeschichte in Bad Kreuznach die Ausstellung „Der gescheiterte Friede – Die Besatzungszeit 1918 bis 1930 im heutigen Rheinland-Pfalz“ eröffnet. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer führte Kuratorin Dr. Ute Engelen vom IGL in die Ausstellung ein. Ergänzend erläuterte Archivleiterin Franziska Blum-Gabelmann die französische Besatzung in Bad Kreuznach. In den Schaufenstern des Stadtarchivs wird das Thema zudem vertieft beispielsweise anhand von Fotos wie bei diesem Bild, auf dem französische Offiziere mit ihren Familien bei einem Umzug zu Ehren von Jeanne d’Arc zu sehen sind. 

Das Haus der Stadtgeschichte in Bad Kreuznach bietet im Rahmen der „Geschichtshäppchen um viertel vor sechs“ donnerstags Führungen jeweils um 17.45 Uhr an. Für die beiden letzten Termine am 18.11 und 25.11. wird um Anmeldung gebeten entweder telefonisch unter 0671 800-130 oder per Email an stadtarchiv@bad-kreuznach.de. Die Wanderausstellung ist noch bis zum 26. November 2021 in Bad Kreuznach zu sehen.

 

Deidesheim: 1700 Jahre jüdisches Leben

Die vom IGL konzipierte Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben. Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ wurde am 6. November in Deidesheim in der Pfalz eröffnet.

Möglich gemacht hatte das der „Freundeskreis ehemalige Synagoge Deidesheim e.V.“ So ist die Ausstellung, die sich in mehreren Aspekten u.a. dem Landjudentum widmet, in der ehemaligen Synagoge am geeigneten Ausstellungsort bis zum 14. November zu sehen.

 

26. und 27. November: Nekrologtagung

Am 26. und 27. November veranstalten die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn in Kooperation mit dem IGL die Tagung „Nekrologe und wo sie zu finden sind. Desiderate und Potentiale memorialer Überlieferung“. Tagungssort ist das Landesmuseum Mainz.

Nekrologe finden besonders im Vergleich mit anderen Quellengattungen nur wenig Beachtung. Der angebotene Workshop soll zu einem besseren Verständnis ihrer Besonderheiten beitragen. Mittelalterliche Nekrologe erweisen sich als facettenreiche Quellengattung und sind anschlussfähig für viele Fragestellungen und Themenbereiche.

Angaben zur Anmeldung und zum Programm entnehmen Sie unserer Website.

 

Theaterstück „Mainzer Republik“ mit Tino Leo

Für das Theaterstück „Die Mainzer Republik von 1792/93. Frei leben oder sterben“ von und mit dem Mainzer Schauspieler Tino Leo wird es am Freitag, den 10. Dezember 2021, um 19.30 Uhr in der Steinhalle im Landesmuseum eine Zusatzaufführung geben. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit dem Histotainer Tino Leo statt; die Moderation übernimmt der IGL-Geschäftsführer Dr. Kai-Michael Sprenger.

Reservierungen für die Veranstaltung unter 2G-Bedingungen werden per Email an igl@uni-mainz.de unter Angabe aller Kontaktdaten entgegengenommen. Kosten: 10,-€, erm. 7,-€. Die Bezahlung erfolgt bar an der Abendkasse. Weitere Informationen zum Ein-Mann-Theaterstück finden Sie hier.

 

Deutsches Weinbaumuseum goes digital

Das IGL hat mit der Erstellung des digitalen Weinatlas‘ begonnen. Historiker*innen und Webentwickler des IGL gestalten unter der Projektleitung von Simeon Guthier für das Deutsche Weinbaumuseum in Oppenheim ein interaktives Vermittlungsangebot, das die vielfältige Geschichte und Kultur des Weinbaus in Rheinland-Pfalz der Öffentlichkeit zugänglich machen wird. Im Oppenheimer Weinbaumuseum wird der digitale Weinatlas zukünftig als medialer Blickfang die Besucherinnen und Besucher zu einem interaktiven Erlebnis einladen.

Aber es kommt noch besser: Der digitale Weinatlas wird auch via Computer, Tablet oder Smartphone von zu Hause abrufbar sein. Gefördert wird dieses Projekt vom Bundeslandwirtschaftsministerium mit knapp 46.000 Euro sowie zusätzlich mit Komplementärmitteln vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW). Der Atlas der Weinkultur soll rechtzeitig zu Weihnachten allen Interessierten zur Verfügung stehen. Aktuelle Informationen erhalten Sie hier.  

 

Aus der Sprachforschung: Mühlennamen

Für viele Jahrhunderte waren Mühlen – in Rheinland-Pfalz in der Regel Wassermühlen – ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für menschliche Siedlungen. Bereits im Mittelalter verfügten sie über eine komplexe Mechanik. Wegen ihres hohen Energiebedarfs waren sie auf eine Lage an Fließgewässern angewiesen, wobei sie sich aufgrund des dafür nötigen Gefälles häufig außerhalb der Siedlungen befanden. Trotz ihrer Bedeutung wurden ihre Namen bislang jedoch kaum für ein größeres Gebiet gesammelt und ausgewertet.

Das soll sich nun ändern: Unter der Leitung des IGL-Namenforschers Dr. Daniel Kroiß entsteht derzeit das Rheinland-Pfälzische Mühlennamenlexikon, in dem die Namen aller Mühlen erfasst werden, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – also vor dem Siegeszug der durch Dampfmaschinen betriebenen Mühlen – bestanden. Über das Projekt hinaus sollen einzelne besondere Mühlen als Kulturdenkmäler in das IGL-Portal regionalgeschichte.net Eingang finden.

 

Was sind Humanistennamen?

Ende Oktober erschien die Dissertation des IGL-Namenforschers Dr. Daniel Kroiß zu Humanistennamen beim Verlag De Gruyter. In der nun vorliegenden Studie verbindet Daniel Kroiß erstmals Entstehung und Struktur der bis heute erhaltenen Familiennamen wie z. B. Pistorius, Jacobi oder Xylander mit lateinischen oder griechischen Bestandteilen mit ihrer Verbreitung im germanischen Sprachraum. So konnte er z. B. belegen, dass Humanistennamen – anders als bisher angenommen – kein rein protestantisches Phänomen sind, sondern vor allem lateinische Genitive wie Petri oder Fabri vorwiegend in Gebieten mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung vorkommen.

Die sogenannten Humanistennamen haben ihren Ursprung im Renaissance-Humanismus des 15./16. Jahrhunderts, dessen bekannteste Vertreter ihre Namen häufig latinisierten bzw. gräzisierten wie etwa Konrad Celtis (der eigentlich Bickel hieß) oder Philipp Melanchthon (ursprünglich Schwarzert).

In der Dissertation enthalten ist ein umfangreiches Namenbuch mit bis heute verbreiteten Humanistennamen.

 

„Das Anna und ihr Hund – Weibliche Rufnamen im Neutrum“

In vielen Dialekten spricht man von weiblichen Personen im Neutrum und nennt sie beispielsweise „das Anna“ oder „et Maria“. Dieses Phänomen trifft besonders häufig in Luxemburg sowie in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und im Saarland auf. Entgegen der landläufigen Bewertung werden diese neutralen Formen nicht als degradierend, sondern eher als sympathisch-vertraut wahrgenommen.

Die Namenneutra waren bislang unerforscht und in ihrer genauen Verbreitung unbekannt. Vor diesem Hintergrund war am IGL von 2015 bis 2020 das trinationale DFG-Projekt „Das Anna und ihr Hund – Weibliche Rufnamen im Neutrum“ unter der Betreuung von Prof. Damaris Nübling angesiedelt, bei dem das Phänomen in deutschen Dialekten untersucht wurde.

Aus dem umfangreichen Datenmaterial, das in zahlreichen Feldforschungen unter Anwendung aufwändiger Methoden entstanden ist, sind die Dissertationen der beiden IGL-Projektmitarbeiterinnen Simone Busley und Julia Fritzinger hervorgegangen. Die Doktorarbeit von Simone Busley ist soeben bei Olms-Weidmann erschienen; die Arbeit von Julia Fritzinger wird 2022 publiziert.

 

Adventskalender

Zu guter Letzt möchten wir Ihnen jetzt schon ankündigen, dass wir nach dem überwältigenden Echo des vergangenen Jahres wieder einen Adventskalender für Sie vorbereiten. Er soll Ihnen das lange Warten auf den Heiligen Abend in der Adventszeit versüßen! Zur Einstimmung haben wir auch schon Plätzchen gebacken, darunter auch ein IGEL-Plätzchen!

Mit jedem Adventstürchen können Sie ab dem 1. Dezember in unserem Online-Portal www.regionalgeschichte.net historische Rezepte, weihnachtliche Objekte oder regionale Bräuche und vieles mehr entdecken. Sie dürfen gespannt sein! Zum Adventskalender.

 

Terminkalender

Weitere Hinweise zu Vorträgen und Veranstaltungen finden Sie in unserem stetig aktualisierten Terminkalender.