Newsletter 05/2022

 

Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“,

in den kommenden Wochen warten zahlreiche Neuigkeiten aus unserem Haus auf Sie. So freuen wir uns, einen englischen Audioguide, neue Ergänzungen auf unserer Stolperstein-Website sowie spannende Veranstaltungen ankündigen zu können!

 

New audio guide ”Traces of National Socialism in Mainz“ now available!

We are excited to announce our first audio guide in English! The audio guide „Traces of National Socialism“ takes you on a six-stop tour of Mainz’s Neustadt district. You will learn more about the history of National Socialism and especially about the history of persecution of Jewish people in Mainz. Special attention is given to the memoir of Gertrude Meyer-Jørgensen. Her quotes will accompany you on the tour and provide personal insights into life under National Socialism in Mainz.

The audio guide is now available for free on our website. Feel free to listen to it while you explore Mainz’s Neustadt independently. While this is our first English audio guide, you are still able to access our two German audio guides on National Socialism and democracy on our website.

 

Neue Stolperstein-Biografien online

Stolpersteine sind ein zentraler Bestandteil der Mainzer Erinnerungskultur. Die Stolperstein-Website, die unser Haus gemeinsam mit dem Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V. ins Leben gerufen hat, macht die Biografien hinter den in Mainz verlegten Steinen auch im digitalen Raum sichtbar. So werden in einem fortlaufenden Projekt die Biografien der Menschen dargestellt, für die in Mainz Stolpersteine verlegt wurden. Neben einem Gesamtverzeichnis aller in Mainz verlegten Stolpersteine, werden hier zusätzlich die Lebenswege dieser Menschen sichtbar gemacht. Ergänzt werden diese durch möglichst umfangreiches historisches Material, wie zum Beispiel Bilder, Dokumente oder Zeitungsartikel.

Nun sind acht weitere Biografien auf der Website abrufbar, namentlich zu Martha Bassing, der Familie Cahn, Cäsar und Emilie Ganz, den Eheleuten Krist, der Familie May, den Schwestern Johanna Wolff und Pauline Müller, der Familie Schönberger sowie zu Isaak Zeitin. Auf unserer Website finden sich zu diesen Personen ausführliche Biografien sowie zahlreiche historische Dokumente und Fotografien.

So werden beispielsweise die Biografien der Eheleute Aloys Valentin und Lydia Krist, geb. Culp detailliert vorgestellt, deren Stolpersteine am 6. Mai 2022 verlegt wurden. Sie heirateten am 6. September 1930 in Mainz und wohnten anfangs in der Wallstraße 57, dann in der Kötherhofstraße 5 und später in der Zanggasse 26. Das Ehepaar Krist hatte es finanziell sehr schwer. Da Lydia Krist aus einer ehemals jüdischen Familie stammte, musste sie ab 1939 den Zwangsnamen ‚Sara‘ annehmen und wurde zwischen März 1939 sowie Mai 1941 mehrfach inhaftiert. Aloys Valentin Krist wurde am 28. August 1943 in der Mainzer Haftanstalt in sogenannte ‚Schutzhaft‘ genommen. Er wurde nach dem 16. Oktober 1944, dem Datum seiner Ankunft im KZ Neuengamme, höchstwahrscheinlich im Hauptlager Neuengamme oder in einem der etwa 85 Außenlager, in den Lagern oder bei der Räumung der Lager und den anschließenden Todesmärschen ermordet. Lydia Krist kam am 26. oder 27. Mai 1944 mit einem Transport in Auschwitz an und erhielt die Häftlings-Nummer 79857. Dort wurde sie im Alter von 44 Jahren ermordet.

 

Veranstaltungshinweis: Literatur um 1947 in Rheinhessen

Am 9. Juni 2022 gibt ein Vortrag von Hans Berkessel mit anschließender Lesung mit Gaby Reichardt einen Einblick in die wechselhafte Geschichte um Walter Heist und die Gruppe 47. Die Veranstaltung Dein Regenschirm steht noch hier. Walter Heist und die Gruppe 47widmet sich dem Mainzer Journalisten und Literaturkritiker Walter Heist, der nach 1945 zum Kreis um Hans Werner Richter und der Zeitschrift „Der Ruf“ gehörte, aus dem sich die Gruppe 1947 entwickelte. Die Briefe von und an Walter Heist, in denen er über Jahre mit vielen später berühmten Schriftsteller*innen in Verbindung stand, sind zusammen mit seinen Essays für Zeitschriften und Rundfunk eine Fundgrube zur Kulturgeschichte der Nachkriegszeit.

Am 14. Juni 2022 widmen sich Hans-Willi Ohl und Christina Schreiber in einem Vortrag mit anschließender Lesung Anna Seghers und dem Georg-Büchner-Preis 1947. Nachdem die Jüdin und Kommunistin 1933 mit ihrer Familie aus Deutschland fliehen musste, kam Anna Seghers nach Exilstationen in Frankreich und Mexiko im April 1947 nach Berlin zurück. Dort erhielt sie für ihren Roman „Das siebte Kreuz“ den Georg-Büchner-Preis.

Beide Veranstaltungen finden im Rahmen der Reihe „Literatur um 1947 in Rheinhessen” in Kooperation mit dem Verein für Sozialgeschichte e.V. und der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V. statt. Eine Teilnahme an den Veranstaltungen ist nach vorheriger Anmeldung per Mail an cornelia.dold@haus-des-erinnerns-mainz.de möglich. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zu der Veranstaltungsreihe „Literatur um 1947 in Rheinhessen“ finden sich auf unserer Website.

 

Veranstaltungshinweis: Workshop „Gegen Antisemitismus vor und hinter der eigenen Haustür“ mit Burak Yilmaz

Im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ findet in Kooperation mit dem jüdisch-muslimischen Bildungswerk Maimonides am 7. Juni zwischen 17 und 21 Uhr ein Workshop zu Antisemitismus im Haus des Erinnerns statt.

Der Workshop orientiert sich an den Debatten über muslimischen Antisemitismus und problematisiert einfache Zuschreibungen, die das Phänomen des Antisemitismus nicht in ihrer Gesamtheit sehen, sondern auf eine Gruppe pauschalisieren. Es werden Strategien erarbeitet, wie man Rassismus und Antisemitismus bekämpfen kann, ohne diese Phänomene gleichzusetzen oder gegeneinander auszuspielen. Dabei greift Burak Yilmaz auf zahlreiche Praxisbeispiel aus Schulen und Gefängnissen zurück, die gemeinsame Wege aufzeigen.

Der Referent Burak Yilmaz arbeitet als selbstständiger Pädagoge und Autor in seiner Heimatstadt Duisburg. Er initiierte das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ als Reaktion darauf, dass muslimische Schüler an einer Schule von Gedenkstättenfahrten ausgeschlossen wurden. Yilmaz arbeitet in Schulen und in Gefängnissen zu den Themen Biografienarbeit, Erinnerungskultur und Antisemitismus.

Eine Teilnahme an dem Workshop ist nur nach vorheriger Anmeldung über folgenden Link möglich.