Newsletter 10/2022

Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“,

es liegen ereignisreiche Wochen hinter uns, in denen wir gleich an mehreren Orten aktiv waren. Zeitgleich stehen bereits wieder einige Veranstaltungen an. Wir freuen uns, Ihnen heute einen Einblick in unser Programm sowie vergangene Veranstaltungen geben zu können.

 

17. Demokratie-Tag Rheinland-Pfalz | 1. Mainzer Jugenddemokratiekonferenz

Am diesjährigen Demokratie-Tag Rheinland-Pfalz war unser Haus des Erinnerns gleich an drei Standorten aktiv: in Ingelheim selbst, auf dem Hambacher Schloss und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Unter dem Motto „Mainz, wir müssen reden“ hatte das Jugendforum Mainz zur ersten Mainzer Jugenddemokratiekonferenz am 29. September 2022 eingeladen.

Unsere Konferenz wurde von Jugendlichen für Jugendliche selbst organisiert und bot allen eine Plattform, sich in ihrem Interessensbereich mit eigenen Ideen einzubringen. In verschiedenen Workshops diskutierten über 60 Jugendliche über ihre Zukunftsideen, Wünsche und Vorstellungen. Im Fokus standen dabei die Themen politische Beteiligung junger Menschen, soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Leben in der Stadt. Ergebnis dieser Konferenz ist ein Forderungskatalog, der nun auf unserer Homepage abrufbar ist. Die Jugendlichen hoffen, dass sie diesen bald dem Mainzer Oberbürgermeister überreichen dürfen.

Auf dem Hambacher Schloss setzten wir zeitgleich unser Planspiel Narubien zum Thema „Ausgrenzung und demokratisches Zusammenleben“ mit Schüler*innen vom Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt an der Weinstraße um. Die Leistungskurse Sozialkunde der Jahrgangsstufe 11 und 12 schlüpften dabei unter anderem in die Rollen unterschiedlicher parteipolitischer Vertreter*innen sowie verschiedener Journalist*innen.

In Ingelheim war unser Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz mit einem eigenen Infostand vertreten, an dem wir viele interessante Gespräche führen und wichtige Kontakte mit engagierten Lehrer*innen und Multiplikator*innen knüpfen konnten.

 

Nachbericht: Buchvorstellung des zweiten Bandes unserer Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“

Unter dem Titel „Das Leben war jetzt draußen, und ich war dort drinnen.“ Zwangssterilisation und Ermordung im Rahmen der NS-‚Euthanasie‘ und ihre Opfer in Mainz und Rheinhessen erschien der zweite Band der Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“ unserer Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“. Darin wird erstmals die Geschichte der NS-‚Euthanasie‘ in der Region Mainz und Rheinhessen genauer beleuchtet.

Am 28. September 2022 wurde der Titel gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Minister für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch, und dem Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Bernhard Kukatzki, öffentlich im Haus des Erinnerns präsentiert. Besonders berührend war der inhaltliche Vortrag von Dr. Georg Lilienthal zum Thema „Kindereuthanasie“. Wie in seinem Beitrag im Sammelband schilderte der langjährige Leiter der Gedenkstätte Hadamar exemplarische Einzelschicksale und entriss so diese oftmals vergessene Opfergruppe dem Vergessen.

Neben dem regionalgeschichtlichen und biografischen Schwerpunkt vereint dieser Band Beiträge zur ‚Kindereuthanasie‘, zur ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar und dem Mainzer Medizinwesen sowie zum Wandel des ‚Euthanasie‘-Begriffes bis hin zur aktuellen Sterbehilfedebatte in Deutschland.

Der Titel kann ab sofort über den Wochenschau Verlag hier bestellt werden.

 

Kammerkonzert und Lesung: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.“ – Zu Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland

Am 19. April 1945 schworen sich die Befreiten des KZ Buchenwald in einer bewegenden Ansprache den „Nazismus mit seinen Wurzeln“ zu vernichten. Doch schon bald nach dem Untergang des NS-Regimes lebte in Deutschland rechtsextremes Gedankengut wieder auf.

Mit ihrem knapp eineinhalbstündigen Programm aus Lesung und Kammermusik möchten Roman Knižka und das Ensemble Opus 45 dazu auffordern, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Anliegen ist es außerdem, den Opfern rechter Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland zu gedenken. Der Titel des Abends ist ein Zitat des italienischen Schriftstellers Primo Levi.

Schlaglichtartig beleuchtet das Programm einschneidende Ereignisse in der Entwicklung der extremen Rechten seit der Gründung der Bundesrepublik. Zu Gehör kommen harte Fakten in Form von Reportagen, Stimmen von Opfern rechter Gewalt sowie das Zeugnis einer Neonazi-Aussteigerin. Den musikalischen Kommentar, stellenweise auch Kontrapunkt zur Lesung, bilden große Werke der Bläserquintettliteratur von Paul Hindemith, Pavel Haas und György Ligeti – drei Komponisten, die zu Opfern von Holocaust und nationalsozialistischer Diktatur wurden.

 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Mainz am 23. Oktober um 18 Uhr im Synagogenzentrum Mainz statt. Tickets sind am Veranstaltungsabend im Synagogenzentrum Mainz zu erwerben (20€; ermäßigt 10€). Hier gelangen Sie zu unserem umfangreichen Veranstaltungsprogramm.

 

Hinweis: Civil Academy – Junges Engagement holt auf

Gerne weisen wir auf ein Qualifizierungsprogramm der Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung im Weiterbildungszentrum Ingelheim hin. Dieses komplett kostenfreie Qualifizierungsprogramm richtet sich an junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren mit einer kreativen Idee für ein gesellschaftliches Engagement-Projekt. Hier gelangt man zu weiteren Infos zur Civil Academy. Jetzt noch bis zum 20. Oktober anmelden und dabei sein!

 

Hinweis: Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises 2022

Die Schüler*innen der Grundschule Gau-Odernheim entwickelten die Idee eines Kinderministeriums (KiMi), in dem nur Abteilungen eingerichtet werden sollen, über die die Kinder selbst entscheiden. Diese tolle Idee zur Mitbestimmung von Kindern wurde auch von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Rahmen des Jugendengagement-Wettbewerbs ausgezeichnet. Gerne unterstützen wir die Kinder der Grundschule Gau-Odernheim und weisen darauf hin, dass noch bis zum 19. Oktober im Rahmen des Deutschen Engagementpreises für sie und ihre tolle Idee des Kinderministeriums abgestimmt werden kann. Hier geht es zur Abstimmung! Hier geht es zum ausführlichen Erklärtext der Kinder!

 

Veranstaltungshinweis: Hindenburg aus der Sicht kritischer Zeitgenossen

Der Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V. veranstaltet am 25. Oktober eine Bildpräsentation und Lesung mit Tino Leo und Erläuterungen von Tillmann Krach.

Die verhängnisvolle Rolle, die der General und Politiker Paul von Hindenburg in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und im Zusammenhang mit der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten gespielt hat, hat die Geschichtswissenschaft gründlich untersucht und sie wird auch nicht mehr ernsthaft infrage gestellt. Vortrag und Lesung am 25. Oktober blicken jedoch nicht aus heutiger Perspektive und mit dem uns inzwischen zur Verfügung stehenden Wissen auf die Person Hindenburg und ihr Wirken zurück. Vielmehr soll mithilfe von Bildern und Textzitaten belegt werden, wie klarsichtig und zum Teil prophetisch schon zahlreiche seiner Zeitgenossen dessen politisches Handeln beschrieben und beurteilt haben. Dabei ist es auch ein Anliegen, diese Persönlichkeiten dem Vergessen zu entreißen – wer kennt heute noch Rudolf Olden, Ferdinand Friedensburg, Emil Ludwig? Die Veranstaltung findet am 25. Oktober um 19 Uhr im MVB-Forum am Neubrunnenplatz in Mainz statt. Für die Teilnahme ist eine Voranmeldung per Mail an rundgang@sozialgeschichte-mainz.de notwendig.