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[Auszüge]

 

Donnerstag, 19. Oktober 2023,18:30 – 20:30 Uhr

Ausstellungseröffnung „Kindertransporte aus Mainz nach dem 09./10. November 1938“ mit Dr. Hedwig Brüchert 

Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz, Flachsmarktstraße 36, 55116 Mainz

 

Nur wenige der jüdischen Kinder konnten dem NS-Regime entkommen. Die Ereignisse des 9./10. November 1938 waren für die jüdischen Bürgerinnen und Bürger ein einschneidendes schockierendes Erlebnis, welches vielen Angst für ihr Leben in Deutschland machte. Viele Eltern versuchten zumindest ihre Kinder ins sichere Ausland zu schicken. Dies gelang unter anderem mit den Kindertransporten. Die Ausstellung „Kindertransporte aus Mainz nach dem 09./10. November“ zeigt exemplarisch drei Schicksale von jüdischen Kindern aus Mainz, die durch Kindertransporte vor der nationalsozialistischen Verfolgung gerettet werden konnten. Die drei Lebensgeschichten stehen beispielhaft für mindestens 60 jüdische Mainzer Kinder, die nach der Pogromnacht von 1938 allein in die Niederlande, nach England und in die Schweiz geschickt und gerettet wurden. Die meisten sahen ihre Eltern nicht wieder. Die Ausstellung des Stadthistorisches Museums Mainz wird vom 16. Oktober bis 6. November 2023 im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz zu sehen sein.

Eine Veranstaltung im Rahmen der SchUM-Kulturtage Mainz 2023 in Kooperation mit dem Stadthistorischen Museum Mainz.

Eintritt frei. Anmeldung unter: info@haus-des-erinnerns-mainz.de

 

Donnerstag, 26. Oktober 2023, 18:30 – 21:00 Uhr

Buchvorstellung: „Aufbruch im Licht der Sterne“ mit Autor Frank Vorpahl

Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz, Flachsmarktstraße 36, 55116 Mainz

Ohne sie wäre kein Europäer lebend zurückgekommen: Tupaia, Maheine, Mai – die Indigenen, die James Cooks Entdeckungen in der Südsee erst möglich machten.

James Cook gilt als bedeutendster Entdecker nach Kolumbus. Freilich: Ohne Tupaia, Maheine und Mai wären seine Reisen unmöglich gewesen. Sie führten Cook in die Welt der Südsee ein, bewahrten seine Schiffe vor gefährlichen Korallenriffen und ersparten es ihm, in Neuseeland von den Maori als Eindringling massakriert zu werden.
Tupaia
, Meisternavigator, Hohepriester und Chefberater der Herrscher Tahitis erstellte eine Seekarte mit mehr als 70 unbekannten Inseln, das erste schriftliche Dokument, das das ungeheure nautische Wissen polynesischer Seefahrer belegt, die auf ihren Übersee-Kanus den Pazifik schon Jahrtausende vor den Europäern befuhren. Kam er in Cooks Beschreibungen etwa nur deshalb kaum vor, weil er an Bord an Skorbut erkrankte und bald darauf starb – Cook aber als Kapitän in die Seefahrtsgeschichte eingehen wollte, der „keinen einzigen Mann an den Scharbock verloren“ hatte?

Maheine aus Bora-Bora ermöglichte es Cooks Expedition bei der zweiten Reise, drei Jahre durchzuhalten und Zugang zu wichtigen Kultgegenständen zu bekommen. Er wurde von den Europäern vor allem als nützlicher Dolmetscher wahrgenommen. Tatsächlich waren seine genauen Kenntnisse unterschiedlicher Wertvorstellungen zwischen den polynesischen Inseln für Cooks Forschungsreise Gold wert.
Mai
, ein Schüler Tupaias, begleitete die Briten bis nach London und erlangte dort bizarren Ruhm als „wilder Südseeprinz“, der in den Salons der Stadt oder am Hofe König Georgs III. als völkerkundliche Kuriosität herumgereicht, von berühmten Malern porträtiert, ehrfürchtig bestaunt oder als „Barbar“ karikiert wurde. Seine tatsächliche Motivation, britische Feuerwaffen zu beschaffen, um seine Heimatinsel Raiatea von den Invasoren der Nachbarinsel Bora-Bora befreien zu können, wurde hier nicht erkannt.

Auf der Basis jahrzehntelanger Beschäftigung mit James Cook und dessen Reisebegleiter Georg Forster, ausgiebiger Recherche vor Ort, Einbeziehung der Forschung und intensiven Quellenstudiums rückt der promovierte Historiker, Autor, Kurator, Filmemacher und Chef vom Dienst bei Aspekte (ZDF) Dr. Frank Vorpahl das kurzsichtige koloniale Bild der Entdeckungsgeschichte zurecht und ermöglicht einen ganz neuen Blick auf James Cooks Entdeckungsreisen.

An den Anfang der Buchvorstellung wollen wir einen Ausschnitt aus Frank Vorpahls aktueller Fernsehdokumentation Einmal Raubkunst und zurück. Restitution im Fadenkreuz der Weltpolitik (August 2023) stellen, die u. a. am Beispiel der inzwischen berühmten Benin-Bronzen die exemplarisch die Problematik des kolonialen europäischen und deutschen Erbes und der Rückgabe der auf verbrecherischem Sklavenhandel beruhenden Kulturgüter deutlich.

Im Anschluss besteht die Gelegenheit zur Diskussion mit dem Autor und dem Publikum.

Eintritt frei. Anmeldung unter: info@haus-des-erinnerns-mainz.de

 

Montag, 30. Oktober 2023, 18:30 – 20:30 Uhr

Filmvorführung: „Dem Leben entgegen“ – Kindertransporte nach Schweden, Dokumentarfilm von Gülseren Sengezer

Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz, Flachsmarktstraße 36, 55116 Mainz

Der Dokumentarfilm berichtet vom Schicksal von vier überlebenden Juden, die von ihren Eltern in der Zeit des NS-Regimes mit einem sogenannten „Kindertransport“ allein nach Schweden geschickt wurden, um sie vor dem nationalsozialistischen Terror zu retten – und dabei ein Trauma erlebten. Bis heute leben sie mit dem Gefühl von Verlust, Einsamkeit, Entwurzelung und Schuld. Ihre Eltern haben sie meist nie wieder gesehen. Schweden gab nur 500 jüdischen Kindern Schutz. Eine Geschichte aus der nahen Vergangenheit, ein Zeichen für Hoffnung, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Im Gespräch mit einigen noch lebenden Zeitzeugen setzt die Filmautorin ihnen ein sensibles Denkmal und macht zugleich ganz aktuell deutlich, was Flucht und Vertreibung für Kinder bedeutet.

Gülseren Şengezer ist eine deutsch-schwedische Filmemacherin und Journalistin mit kurdischen Wurzeln. Sie hat in Mainz Abitur gemacht, in Frankfurt a. M. Pädagogik, Psychologie und Soziologie studiert. Nach dem Studium hat sie als freie Redakteurin beim ZDF gearbeitet. 2010 hat sie für ihre Dokumentation „Die Brandkatastrophe von Ludwigshafen: Das Leben danach“ den Mainzer Journalistenpreis erhalten. 2013 wechselte sie ihren Lebensmittelpunkt und zog nach Schweden, wo sie heute lebt.

„Aufgrund meiner eigenen Biographie, in der Verwandte bei Massakern ermordet wurden, und der kurdischen Geschichte insgesamt, hat mich die lange Verfolgung des jüdischen Volkes stets berührt“. Die Regisseurin der Dokumentation „Dem Leben entgegen – Kindertransporte nach Schweden“, Gülseren Şengezer, war sechs Jahre alt, als sie mit ihrer Familie nach Deutschland emigrierte.

Eine Veranstaltung im Rahmen der SchUM-Kulturtage 2023; sie findet im Rahmen unserer Sonderausstellung zu den „Kindertransporten“ aus Mainz und in Kooperation mit dem Verein für Sozialgeschichte Mainz und dem Stadthistorischen Museum Mainz statt.

Eintritt frei. Anmeldung unter: info@haus-des-erinnerns-mainz.de