Newsletter Februar 2023

 

Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“,

am 27. Januar 2023 jährte sich die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee zum 78. Mal. Im Rahmen der Mainzer Erinnerungswochen organisierten wir gleich mehrere Veranstaltungen; darunter eine Ausstellung zum Widerstand von Frauen gegen das NS-Regime. Mit diesem Newsletter möchten wir Ihnen einen Einblick in den diesjährigen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus geben und Sie über Neuigkeiten aus unserem Haus informieren. So stehen bereits viele weitere Veranstaltungen an.

 

Rückblick: Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

In Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945, ist der 27. Januar seit 1996 bundesweiter Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland. 2023 jährte sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 78. Mal.

Während im rheinland-pfälzischen Landtag der Opfer der Verfolgung durch das NS-Regime in der Großregion, also aus Belgien, Frankreich, Luxemburg und Deutschland gedachte, stand im Deutschen Bundestag erstmals das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgt wurden, im Zentrum.
Auch in diesem Jahr beteiligte sich unser Haus in Kooperation mit FC Ente Bagdad, dem Frauenbüro der Stadt Mainz und der Akademie des Bistums Mainz – Erbacher Hof am vielfältigen Programm des Landtags Rheinland-Pfalz rund um den 27. Januar. So zeigten wir in unserem Haus die Ausstellung „Nichts war vergeblich. Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“. Die Ausstellung des Studienkreises Deutscher Widerstand e.V. vermittelt einen Einblick in den allgemeinen historischen Kontext und zeigt insbesondere die Breite und Vielfalt von oppositionellem und widerständigem Verhalten von Frauen auf. Dabei werden die Biografien von 18 Frauen präsentiert, die auf sehr unterschiedliche Art und Weise Widerstand gegen das NS-Regime leisteten.
Am 22. Januar wurde diese Ausstellung im Rahmen der Mainzer Erinnerungswochen mit einem Vortragsabend im „Haus am Dom“ der Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, eröffnet. Gudrun Schmidt, Mitkuratorin der Ausstellung und seit 2016 Vorstandsmitglied des Studienkreises deutscher Widerstand, führte in die Ausstellung ein. Sie erläuterte insbesondere, warum der Widerstand von Frauen lange Zeit nicht anerkannt und erforscht wurde.

Hans Berkessel und Gaby Reichardt gaben am 24. Januar einen eindrucksvollen Einblick in das Leben und Werk Anna Seghers‘. So beleuchteten sie in einem historischem Vortrag die unterschiedlichen Rollen Anna Seghers als Frau, Mutter, Schriftstellerin und Widerstandskämpferin. So beleuchtete Hans Berkessel in seinem historischem Vortrag die unterschiedlichen Rollen von Anna Seghers als Frau, Mutter, Schriftstellerin und Widerstandskämpferin sowie an ausgewählten Beispielen das Frauenbild in ihrem literarischen Werk. Im Anschluss gelang es Staatsschauspielerin Gaby Reichardt wieder einmal in beeindruckender Weise mit der Lesung der biografisch grundierten Erzählung über die Gau-Algesheimer Ladenbesitzerin Agathe Schweigert aus dem Erzählungsband mit dem programmatischen Titel Die Kraft der Schwachen (1965) dem Publikum die poetische Kraft und das humanistische Potenzial der Autorin Anna Seghers nahezubringen.

 

In einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Mara Pfeiffer wurde hochspannend über Widerstand, Erinnerungskultur und Kurvenengagement diskutiert. Nora Hespers, Felix Tamsut und Freddy Mo Wenner spannten so den Bogen vom Widerstand gegen das NS-Regime hin zu bürgerschaftlichem Engagement heute.
Besonders bewegend war der Besuch der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi, die am 31. Januar in der Neuen Synagoge Mainz vor 150 Interessierten, darunter zahlreiche Schüler*innen über ihre Erlebnisse in der Zeit des Nationalsozialismus berichtete. Unterstützt wurde sie dabei von ihrer Tochter Anita Schwarz, die in der anschließenden Diskussion den Fokus erweiterte und erläuterte, was es bedeutet, Tochter einer Holocaust-Überlebenden zu sein. Am Ende dieser besonderen Veranstaltung stand vor allem der Appell Eva Szepesis und Anita Schwarz, nicht wegzuschauen, wenn man Zeuge von Ungerechtigkeiten, Vorurteilen und Ausgrenzungen wird. Auch der SWR Rheinland-Pfalz war vor Ort und berichtete über diese Veranstaltung. Hier gelangen Sie zu einem ausführlicheren Nachbericht und dem Beitrag des SWR.

 

Machtübernahme Adolf Hitlers vor 90 Jahren

Vor 90 Jahren wurde Adolf Hitler am 30. Januar 1933 durch Reichspräsidenten von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Zum Thema der Machtübernahme der Nationalsozialisten veröffentlichte das ZDF eine dreiteilige Dokumentation „Hitlers Macht“ sowie zwei Mediatheksbeiträge. Am 12. Januar 2023 konnten wir im Haus des Erinnerns eine Preview eines dieser Beiträge organisieren. Unter dem Namen #Hitlers Macht beschäftigen sie sich mit der Frage, ob und wie Hitler Social Media genutzt hätte, und wie die Psychologie von Mitläufer*innen funktioniert.

Mirko Drotschmann, bekannt vor allem als „MrWissen2go Geschichte“, führte in das Thema ein und stellte sich im Anschluss an die Preview den Fragen des Publikums. Hier geht es zum ausführlicheren Nachbericht der Veranstaltung, die erstmals seit der Pandemie mehr als 90 Besucher*innen ins Haus des Erinnerns führte.

 

Jugendforum Mainz: Podiumsdiskussion mit allen OB-Kandidat*innen

Am 13. Januar lud das Jugendforum Mainz gemeinsam mit der ARGE-SEB (Arbeitsgemeinschaft der Schulelternbeiräte an Gymnasien und integrierten Gesamtschulen in Mainz und Umgebung) sowie der Stadtschüler*innenvertretung zur Podiumsdiskussion mit allen OB-Kandidat*innen zum Thema Bildung ein. Über 65 Interessierte nutzten die Gelegenheit lebhaft zu diskutieren und den Kandidat*innen auf den Zahn zu fühlen. Auf unserem YouTube-Kanal kann der Livestream noch abgerufen werden. Daneben stehen hier Einzelinterviews des Jugendforums mit den Kandidat*innen zur Verfügung.

 

Veranstaltungsankündigung: Themenschwerpunkt gegen Antiziganismus

In Kooperation mit dem Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Rheinland-Pfalz organisieren wir zwischen dem 23. Februar und dem 25. März Themenwochen gegen Antiziganismus. Gleich drei Vortragsabende finden in diesem Rahmen im Haus des Erinnerns statt:

  • Am 2. März laden wir zum Vortragsabend „Dimensionen des Völkermordes an den Sinti und Roma“ mit Dr. Karola Fings, Leiterin des Projekts „Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa“ an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg, um 19 Uhr ins Haus des Erinnerns ein.
  • Die Verfolgung der Mainzer Sinti zwischen 1933 und 1945 beleuchtet der ehemalige wissenschaftliche Leiter im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Herbert Heuß, in seinem Vortrag am 7. März um 19 Uhr im Haus des Erinnerns.
  • Am 9. März beleuchtet Dr. Frank Reuter, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, den langen Weg zur Anerkennung für deutsche Sinti und Roma in der Nachkriegszeit.

Hier gelangen Sie zum ausführlichen Flyer der Themenwochen gegen Antiziganismus, in deren Rahmen wir auch Bildungsangebote für Schulklassen machen.

 

Neues Interview in der Reihe „Das HdE im Gespräch mit…“

Im Januar 2023 hatten wir die Chance mit dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, zu sprechen. Mit ihm sprachen wir unter anderem über die Bedeutung der sogenannten SchUM-Stätten in Rheinland-Pfalz für die jüdische Kultur und Tradition, die Rolle einer lebendigen Erinnerungskultur und insbesondere der Bildung im Kampf gegen Antisemitismus heute. Das vollständige Interview ist auf unserer Homepage abrufbar!