Stiftung Haus des Erinnerns für Demokratie und Akzeptanz: Newsletter Juli 2021

 

Liebe Mitglieder, Freund*innen und Förder*innen des „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“,

im Juli fand nach knapp acht Monaten pandemiebedingter Pause unsere erste Präsenzveranstaltung statt – die Buchvorstellung des ersten Bandes unserer neuen Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“, „‚Wir waren zunächst mal froh, dass wir noch lebten.‘ Die Erinnerungen Walter Grünfelds an seine Kindheit und Jugend in Mainz“. Dieses und andere aktuelle Themen möchten wir Ihnen im folgenden Newsletter vorstellen.

Neue Interviewreihe: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Seit 1700 Jahren leben Jüdinnen*Juden nachweislich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Anlässlich des bedeutenden Erbes sowie der historischen und gegenwärtigen Vielfältigkeit jüdischen Lebens wurde 2021 als Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland” ausgerufen. Bundesweit werden in diesem Festjahr unzählige Veranstaltungen und Projekte ausgerichtet, die jüdisches Leben sichtbar machen und dessen Geschichte würdigen.

 

Auch das „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz” begeht das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland” mit eigenen Veranstaltungen und Projekten. Wir freuen uns, auch unsere Interviewreihe 1700 Jahre” anlässlich des Festjahres ins Leben rufen zu können. Die Reihe widmet sich Persönlichkeiten und Initiativen, die uns in den kommenden Wochen einen Einblick in das vielfältige jüdische Leben in Deutschland geben werden. Verschiedene regionale und überregionale Interviewpartner*innen werden mit uns im Zuge der Reihe sprechen – über ihr persönliches Engagement, über Aufklärungsarbeit und jüdisches Leben, aber auch über jüdische Küche und Alltagsleben.

Den Auftakt der Reihe bildet das Interview mit Gunda Trepp. 2019 gründete Gunda Trepp die Leo Trepp Stiftung mit dem Ziel, das Wissen um jüdisches Leben im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und das Andenken an den Rabbiner Leo Trepp wachzuhalten. Wir sprachen mit Gunda Trepp über die Arbeit der Stiftung und das Wirken Leo Trepps, aber auch über ihre Aufklärungsarbeit gegen Antisemitismus und den geplanten Leo Trepp-Schülerpreis, der junge Menschen für jüdische Geschichte und Kultur begeistern möchte. Hier können Sie das Interview nachlesen. Über unseren Newsletter und unsere Social Media Kanäle werden wir Sie in den kommenden Wochen auf neu veröffentlichte Interviews aufmerksam machen. 

Erster Band der neuen Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“

Am 8. Juli 2021 konnte mit dem Titel „‚Wir waren zunächst mal froh, dass wir noch lebten.‘ Die Erinnerungen Walter Grünfelds an seine Kindheit und Jugend in Mainz“ der erste Band unserer Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“ vorgestellt werden. Knapp 90 Personen kamen in den Mainzer Kammerspielen zusammen, um einen Einblick in die Erinnerungen Walter Grünfelds zu erhalten – unter ihnen auch seine Tochter Waltraud Werner, Vorsitzende des „Förderverein Projekt Osthofen e.V.“.

Die Erinnerungen Walter Grünfelds reichen von seiner Kindheit und Jugend nach dem Ersten Weltkrieg über die Zeit der Weimarer Republik und der NS-Diktatur bis zur unmittelbaren Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie vermitteln exemplarische Einblicke in die Lebenssituation jüdischer Menschen, die sich mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur immer weiter verschlechterten – bis hin zum Verlust vieler Familienmitglieder und ganzer Freundeskreise in der Shoah.

Einen Nachbericht der Veranstaltung finden Sie hier. Der Titel kann ab sofort über den Wochenschau Verlag hier bestellt werden. 

 

Zum Tod Esther Bejaranos

Am Samstag, dem 10. Juli 2021 ist die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren gestorben. Als junge jüdische Frau wurde sie von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ein Platz im Mädchenorchester rettete ihr dort wohl das Leben. Sie brach ihr Schwiegen über die Zeit im KZ, nachdem vor ihrer kleinen Boutique NPD-Anhänger*innen Propagandamaterial verteilt hatten und von Polizist*innen vor linken Demonstrant*innen beschützt worden waren.

1986 gründete Esther Bejarano mit einigen Mitstreiter*innen das Auschwitz-Komitee, das vor allem Veranstaltungen gegen das Vergessen organisiert, aber auch Bildungsreisen zu Gedenkstätten anbietet. Esther Bejarano war eine Frau, die stets ihren Standpunkt zu aktuellen politischen wie gesellschaftlichen Debatten äußerte. Mit ihr verlieren wir eine mutige und beeindruckende Zeitzeugin. Doch wir möchten ihre Geschichte weitertragen, sodass sie nicht in Vergessenheit gerät.

Einen ausführlichen Beitrag über ihr Leben und Wirken finden Sie auf unserer Homepage.

Veranstaltungshinweise

Förderverein Projekt Osthofen: Ferienworkshop „Rechtsextremismus und Umweltschutz“

Vom 2. bis zum 5. August findet ein Workshop zum Thema „Rechtsextremismus und Umweltschutz“ statt. Der „Förderverein Projekt Osthofen e.V.“ organisiert den Workshop in Kooperation mit dem „Förderverein Ökologische Freiwilligendienste e.V.“.

Thema des Workshops sind unterschiedliche Facetten des Spannungsverhältnisses zwischen Umweltschutz und Rechtsradikalismus. In den letzten Jahren ist – vor allem durch das Engagement zahlreicher junger Menschen etwa bei Fridays for Future – das Thema Klima- und Umweltschutz in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. Bedrohungen wie Artensterben und Klimakrise sind schwere Herausforderungen für unsere Gesellschaft – regional wie global.

Auch Rechtsextreme haben dies gemerkt und bespielen ebenfalls das Themenfeld Umwelt- und Klimapolitik. Dabei zeigen sich verschiedene Muster und Tendenzen, die mitunter widersprüchlich sind. Was sie gemeinsam haben, ist die Bedrohung für eine freiheitlich-demokratische Bearbeitung der Krisen sowie für die freiheitlich-demokratische Gesellschaft insgesamt.

Weitere Informationen zum Workshop und zur Anmeldung finden Sie auf der Homepage des Fördervereins.

„Erinnern für die Zukunft“ – Ein Projekt der politischen Bildung für Demokratie, Weltoffenheit und Toleranz

Gerne möchten wir Sie auf eine externe Veranstaltung hinweisen, durchgeführt von dem „Ev. Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V.“ in Kooperation mit der „Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz“:

Wer schon mal in Auschwitz war, wird das unerträgliche Ausmaß der unmenschlichen NS-Herrenmenschenideologie nicht mehr vergessen. Die meisten Teilnehmenden unserer Studienreisen nach Ausschwitz fragten: „Wie konnte man so etwas tun?“ und „Was können wir tun, um zu verhindern, dass es je wieder so etwas geben könnte?“.

Im Projekt „Erinnern für die Zukunft“ soll es darum gehen, aus der unsäglichen Vergangenheit der Zeit des sogenannten Dritten Reichs zu lernen, um einer möglichen Geschichtsvergessenheit rechtzeitig entgegenzuwirken und im eigenen Alltag auf die damit verbundenen aktuellen Herausforderungen reagieren zu können. Im Rahmen eines Wochenendseminars und einer eintägigen Veranstaltung werden Erkenntnisse aus dem Holocaust reflektiert und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten für die Gegenwart entwickelt.

Dazu werden in einem Wochenendseminar sowie einem weiteren Seminartag Referentinnen aus ihren Erfahrungen berichten und handlungsweisenden Input geben, sei es als Zeitzeugin des Holocaust oder als Kapitänin eines Seenotrettungsschiffs auf dem Mittelmeer.

Termine: 1. Teil:
Samstag, 11. September 2021, 14.00 Uhr–18.00 Uhr
Sonntag, 12. September 2021, 10.00 Uhr–16.00 Uhr

Termine: 2. Teil:
Samstag, 6. November 2021, 10.00 Uhr–18.00 Uhr

Leitung: Reiner Engelmann, Sozialpädagoge, Autor

Referentinnen: Bernadette Boos, Theaterpädagogin, Moderation: Henriette Kretz, Zeitzeugin: Pia Klemp, Kapitänin und Autorin

Ort: Ev. Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V., Herzog-Reichard-Str. 30, 55469 Simmern

Anmeldung: 6.9.2021 unter anmeldung@eeb-sued.de Stichwort „Erinnern“

Kosten: 30 Euro pro Veranstaltungstag inkl. Verpflegung

Für Rückfragen können Sie sich jederzeit an den Veranstalter, das Ev. Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V., wenden.